222 Die Römer.
Haus als larvae zurück und neckten die Lebendigen; hingegen brachte
ein versöhnter Geist als lar seinem Hause Glück und Segen.
Die römische Stadt oder der römische Staat bildete ein Haus im Großen.
Der Herd war der Vestatempel, in welchem ein ewiges Feuer brannte;
die vier Priesterinen waren Jungfrauen, die hoher Auszeichnung genoßen;
brach aber eine das Gelübde der Keuschheit und entehrte das Heiligthum
der jungfräulichen Göttin, so wurde sie in eine Höhle hinabgelassen, und
diese wieder mit der ausgegrabenen Erde geschlossen. Die Stadt hatte
wie das Haus ihre Laren und schützenden Penaten, die höchsten Götter
selbst walteten als die großen Penaten. Kein öffentliches Geschäft, als:
Volksversammlung, Wahl, Rathssitzung, Gericht, Musterung u. s. w.
durfte ohne religiöse Weihe geschehen und ohne daß vorher der Wille
der Götter berathen und erforscht worden wäre. Diese gaben ihn kund
durch Ahnungen, welche ein Mensch auf Antrieb seines Genius (der
nach dem Glauben der Römer wie ein höherer Geist in dem mensch-
lichen wirkte) unwillkürlich aussprach (praesagia); durch ungewöhnliche
Ereignisse (ostenta und portenta), ungewöhnliche Erscheinungen in der
Natur, z. B. Mißgeburten bei Menschen und Thieren (monstra) oder
an Tempeln, Bildsäulen u. f. f. (prodigia); ferner durch Vogelgeschrei
und Vogelflug (auguria und auspicia), durch die Opferthiere, Blitz
und Donner u. s. w. Die Kenntniß dieser Dinge, von den Tuskern
in ein förmliches Spstem gebracht, wurde von den Römern angenommen,
und Jahrhunderte lang sehr gewissenhaft beobachtet. CAugures, Haru-
spices.)
Dem Numa wird auch die Einführung der Fetialen zugeschrieben.
Diese Priester sollten zuerst von dem Volke, durch welches sich die Römer
beleidigt glaubten, Genugthuung fordern, und wenn solche verweigert
wurde, unter bestimmten Ceremonieen den Krieg erklären; ohne Zweifel
sollte diese Einrichtung verhindern, daß nicht eine Streitigkeit sogleich zu
einem Kriege führte und der Nachbar nicht wehrlos plötzlichen Ueber-
fällen ausgesetzt wäre. Während des Krieges stand die Thorhalle des
Janus, des altlatinischen Sonnengottes, offen, zur Friedenszeit aber
blieb sie geschlossen. Auch die Verehrung des Gränzgottes, des Jopiter
terminalis, soll von Numa eingeführt sein; diesem war auch jeder Mark-
stein heilig, den er zu einem Altare weihte, auf welchem die Nachbarn
jährlich ein Opfer darbringen und durch einen Schmaus das Glück
friedlicher Nachbarschaft feiern sollten. Die Aernte, die Weinlese, das
Schlachten eines Thieres u. s. w. verband man gleichfalls mit religiösen
Ceremonieen. Das Kollegium der Pontifices mit dem Pontifex mazxi-
mus hatte die Oberaufsicht über das gesammte Religionswesen, den
Kalender und die Annalen: Flamen hieß der Hauptpriester des Jupiter,
des Mars und Quirinus; die 12 Fratres arvales hielten am 15. Ma#t