Rom kommt wieder empor. Der Plebejer Streit mit den Patriciern. 233
Die Rämer übten sich hierauf in unaufhörlichen Fehden mit ihren
nachbarlichen Feinden, den Volskern, Aequern, Tuskern u. f. w.;
dergleichen Fehden entschieden jedoch in der Regel nicht viel; man
machte Raubzüge, verwüstete Felder und Gärten, lieferte wohl auch
einige Gefechte und kehrte nach einigen Wochen mit der Beute wie-
der heim.
Sechstes KRapitel.
Der Plebejer Streit mit den Pattriciern.
Die Volkstribunen (494). Die Aedilen.
Diese Febden dauerten zwar nur einen oder zwei Sommermonate,
wurden aber doch dem plebesischen Bürger zu einer großen Last. Wäp-
reud er im Felde stand, ermangelte sein eigener Acker den Bauers oder
wurde auch von dem Feinde verwüstet, welcher in Streifpartieen Einfälle
machte, was um se schwerer zu verhüten war, als die feindlichen Städte
nur wenige Meilen von Rom entfernt lagen. Nun sollten aber doch
Weib und Kinder und der heimlehrende Mann zu leben haben, und
auch die Steuern mußten aufgebracht werden. Zudem bekamen die MPle-
bejer von dem Staatsacker, wenn sich derselbe durch einen glücklichen
Krieg vergrößerte, selten etwas weniges, da ihn die Patricier okkupierten
und durch ihre Sklaven und Klienten nutzten. Auf diese Weise wurden
die einen immer reicher und die andern immer ärmer und am Ende
waren die meisten Plebejer an die Patricier tief verschuldet. Das rs-
mische Schuldrecht aber war sehr hart; wenn der Schuldner auf den be-
stimmten Termin nicht bezahlen konnte, so sprach ihn der Richter seinem
Gläubiger zu und dieser durfte ihn gebunden abführen und zu Knechts-
arbeit zwingen; manchen aus dem Kriege heimkehrenden Plebesjer traf
dieses Schicksal.
Mehr als einmal brach unter den Plebejern eine bedrohliche Unzu-
friedenheit aus, allein dann ernannte der Senat einen ODiktator, dessen
unbegränzte Strafgewalt (es fand von ihm keine Provokation an die
Centurienversammlung statt) die armen Plebejer beben machte, und ohne-
dies waren sie als Soldaten an militärische Zucht und Ordnung ge-
wöhnt. Endlich brach aber den Plebejern doch die Geduld, als die
Patricier ihren gerechten Klagen abermals kein Gehör gaben, und sie
zogen insgesammt (494) auf einen 1½ Stunde von Rom entfernten
Berg, welcher später „der heilige oder der Fluchberg“ (Mons sacer.)
genannt wurde. Hier blieben sie im Lager, indem sie sich Lebensmittel