236 Die Römer.
Gefechten siegreich gewannen sie viel Lob und Beute, aber das Glück
machte sie unvorsichtig; die Feinde trieben geflissentlich eine Heerde in
ihre Nähe, die Fabier fielen rasch aus, geriethen in einen Hinterhalt
und wurden bis auf den letzten Mann erschlagen (477). Ein Knabe
war in Rom zurückgeblieben, sonst wäre das Geschlecht der Fabier an
jenem Unglückstage erloschen. So warden die Römer von den Vejentern
geschädigt, ohne daß sie Rache nehmen konnten.
Auf der andern Seite wurde gegen Aequer und Volsker mit ab-
wechseludem Glücke gefochten. Je unlieber die Mebejer den Fabhnen folg-
ten und in den Konsuln nicht ihre Feldherren und Führer, sondern nur
Zuchtmeister und ungerechte Patricier sahen, desto schlechter ging es auch
im Kriege. Einmal trieben sie es so weit, daß sie sich geflissentlich fort-
jagen ließen. Nun wurde aber auch das römische Kriegsgesetz in seiner
ganzen Strenge vollzogen; die Fahnenträger, die Hauptleute und je der
zehnte Mann aus den feldflüchtigen Kohorten wurden enthauptet! (471.)
Bald darauf hielten sich Anführer und Soldaten wieder schlecht
genug, denn ein Heer ließ sich von dem Feinde am Algidus so ein-
schließen, daß es ohne baldige Hilfe verloren schien. Da erkannte der
Senat die Nothwendigkeit, einen Diktator zu erwählen. Dieser war
T. Quinctius Cincinnatus, und der Senuat schickte augenblicklich Boten
an ihn ab. Sie fanden ihn auf seinem Ackerfelde, als er eben den
Mlug führte. Nachdem er vernommen, daß sie ihm cine Botschaft von
dem Senate brächten, ging er in sein Haus und zog die Toga, das
Ehrenkleid des Römers, an. Dann folgte er nach Rom, wo sich die
Plebejer seinem Aufgebote willig fügten. Schnell eilte er gegen den
Feind, den er überraschte und zu schimpflicher Uebergabe zwang. Trium-
phierend zog er in Rom ein, legte am secheszehnten Tage die Diktatur
nieder und baute wie zuvor sein kleines Landgut (358 v. Chr.). Der
Census (459) ergab 117,319 Bürger.
Siebentes Kapitel.
Die Dolkstribunen erwerben den Plebejern Freiheiten.
Die Kriegsstürme wurden von den Tribunen mit großer Geschick-
lichkeit ausgebeutet. Wenn der Feind die Felder verwüstete, so traf das
Unheil die Patricier oft am härtesten, weil sie das meiste Feld, beson-
ders von dem entfernteren Staatsacker, besaßen oder benutzten. Erging
nun das Aufgebet, so weigerten sich vie Plebejer oder zögerten möglichst
lange, und bewiesen so wenig Eifer im Kriege, daß Senat und Patricier
oft nicht wußten, was sie mit den störrischen Leuten anfangen sollten.