Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Neuer Krieg mit den Samnitern und deren Bundesgenossen. 253 
fehlen, selbst wenn der beste Wille dagewesen wäre guten Frieden zu 
halten. Die Römer befestigten die kampanische Stadt Fregellä im Apennin 
an der Gränze Samniums und versahen dieselbe mit römischen Ein- 
wohnern. Sie schoben in dieser Weise eine Kolonie bis Samnium vor, 
oder sie errichteten einen Waffenplatz; denn eine Kolonie war zu jener 
Zeit ein römisches Lager; nur hatten die Soldaten Häuser statt Zelte 
und diese waren statt mit einem Erdwalle mit Mauern umgeben. Die 
Kolonie blieb eine Gemeinde römischer Bürger und hatte wesentlich die 
Verfassung der Municipien; sie trug die Religion, Sprache und Sitte 
Roms mit sich, wo immer sie angelegt wurde, und ebenso das römische 
Recht. Der Kolonist war römischer Bürger, konnte aber von seinem 
Stimmrechte in der Regel keinen Gebrauch machen; er bezahlte Kopf- 
steuer und Grundsteuer (der Staat hatte ihm von seinem Eigenthume 
verliehen, der Kolonist war demnach Lehensmann des Staates), wenn 
die Kolonie nicht ausdrücklich befreit war (das jus italicum gewährte 
Befreiung von der Grundsteuer, das jus immonitatis gänzliche Steuer- 
freiheit), konnte aber nur dann römische Staatsämter begleiten, wenn 
er freien Grundbesitz in Italien hatte. 
Der Krieg von 326—311. Farculae caodinae (321). 
Die Kolonieen waren ein Hauptmittel, durch welches das republi- 
kanische Rom seine Eroberungen festhielt und die Einwohner an römische 
Sprache, Sitte und römisches Recht gewöhnte. Kein Wunder, daß 
Fregellä die Samniter ärgerte; sie unterstützten daher insgeheim kam- 
panische Städte, z. B. Neapolis, welche den Römern Trot boten, und 
diese erklärten den Krieg. Er wurde grimmig; Papirius Kursor und 
O. Fabius Marimus brachten den Samnitern blutige Niederlagen bei, 
aber 321 erlitten die Römer einen großen Unfall. Beide Konsuln 
drangen nämlich in das samnitische Gebirge vor, wurden jedoch von dem 
samnitischen Feldherrn Pontius in den Engpässen von Kaudium einge- 
schlossen. Die Römer suchten mit verzweifelter Anstrengung durchzu- 
brechen, sie opferten ihre besten Soldaten, allein sie mußten endlich den 
Kampf aufgeben und ihr Schicksal von den Samnitern abwarten. Pon- 
tius ließ seinen greisen Vater fragen, was er mit den eingeschlossenen 
Römern anfangen solle und dieser ließ zurücksagen: „tödte alle!“ Das 
schien dem Sohne zu hart, er fragte zum zweitenmale an; „laß se alle 
ziehen,“ war die Antwort. Das gefiel dem Pontius abermal nicht und 
er wählte einen Mittelweg: die Konsuln beschworen einen Frieden, wo- 
durch Rom seine Eroberungen in Kampanien ausgab; 600 Ritter blieben 
als Geißeln zurück, das Heer aber mußte durch den Jochgalgen abziehen. 
Ein solcher Galgen bestand aus drei Lanzen, zwei waren in den Boden 
gesteckt und eine dritte quer übergebunden. Zuerst gingen die Konsuln
	        
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