Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

260 Die Römer. 
machte sie reich, zweitens mußten diese der Mutterstadt treu bleiben, 
wenn sie sich in ihrem Besitz und Vorrecht erhalten wollten. Ein Theil 
der libpschen (eingebornen) Bevölkerung blieb unvermischt mit den Phs- 
nikiern und trieb Ackerbau, ein anderer Theil wurde landeinwärts ge- 
drängt und führte ein unabhängiges Nomadenleben, hielt sich jedoch von 
dem Einflusse der Karthager in keiner Weise frei; denn die Fürsten und 
Häuptlinge der Libyer vertauschten das Zelt mit festen Städten und 
Burgen, heiratheten adelige Töchter aus Karthago und geriethen in eine 
Bundesgenossenschaft, welche sich oft von der Unterthänigkeit nicht viel 
unterschied. 
Diese Stämme waren für Karthago von großer Wichtigkeit; sie 
waren Abnehmer seiner Fabrikate, lieferten ihm die Produkte ihrer Jagd 
und Viehzucht und ihre Karawanen vermittelten den Handel Karthagos 
mit dem innern Afrika. Besonders war es der Stamm der Nasamonen, 
welcher im Dienste des karthagischen Handels die Sahara durchzog und 
bis an den Niger vordrang. Das innere Afrika lieferte an die Küsten 
des mittelländischen Meeres vor 3000 Jahren was heutzutage: Goldstaub, 
Elfenbein, Straußenfedern, Gummi, Ebenholz und Sklaven. Sein Ver- 
kehr war aber damals viel lebhafter als jetzt, und es ist kaum zu zweifeln, 
daß die Kultur der Nigerländer, von welcher Mungo Park und seine 
Nachfolger überrascht wurden, dieser uralten Verbindung mit den Völkern 
des Mittelmeeres zuzuschreiben ist; selbst die Menschenopfer und Grau- 
samkeiten der Negerstämme erinnern an phönikisches Wesen. Die nord- 
afrikanischen Besitzungen waren die Unterlage der Macht Karthagos; 
von hier aus trieb es den Handel mit dem innern Afrika ohne irgend 
einen Nebenbuhler; die Libper und Libophönikier lieferten ihm Fußvolk, 
mit denen die karthagsschen Feldberren die Soldtruppen zu zügeln im 
Stande waren und die Numidier (d. h. Nomaden) stellten eine vor- 
treffliche leichte Reiterei. Außerdem bezog Karthago ein großes Ein- 
kommen von den unterworfenen Städten und Landschaften; jene be- 
zahlten in Geld, diese in Naturalien, und die herrschende Stadt erhößte 
die Geldsteuer und Naturalienlieferungen in bedrängten Zeiten bis zur 
Hälfte des Ertrages, außerdem fielen alle Ein= und Ausfuhrzölle in die 
Staatskasse, was eine sehr beträchtliche Summe abwarf. Die Unter- 
thanen liebten Karthago nicht, und faßte ein Feind im Gebiete der Stadt 
festen Euß, so waren sie zum Abfalle immer sehr willig; auf eigene 
Faust hingegen durften sie ihn nicht wagen. 
Karthago eine erobernde Republik. Spanien. Siellien. 
Von Afrika aus hatte Karthago in Spanien Boden gewonnen, 
indem es daselbst Pflanzstädte anlegte oder die altphönikischen sich unter- 
warf oder verbündete. Die spanischen Besitzungen wurden aber erst
	        
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