Der ersle punische Krieg. 263
Ein Theil der Mamertiner rief die Römer zu Hilfe, ein Theil die Kar-
thager und letzteren gelang es die Burg zu besetzen. Obwohl nun der
Mamertinerkrieg eigentlich zu Ende war, und im Senate eine starke
Minorität gegen eine Einmischung zu Gunsten des Raubgesindels in
Messene sich aussprach und an Rhegium erinnerte, beschloßen die Römer
dennoch nach Sicilien überzugeben, weil sie die Insel nicht in der Ge-
walt der Karthager lassen konnten. Im Jahre 264 führte der Konsul
Appius Klaudius ein Heer über die Meerenge, wozu Tarent und die
anderen römischen Seestädte Schiffe und Boote zwangsweise geliefert
hatten, ohne daß die karthagische Flotte schnell genug bei der Hand war
die Römer abzufangen. Der karthagische Feldberr Himilko ließ sich aus
Messene berauslocken, wofür er zu Hause gekreuzigt wurde. So begann
der Kampf zwischen Rom und Karthago, nach dem perfisch-griechischen
der wichtigste der alten Zeit, der erste punische Krieg (punisch von
Poenus, römische Benennung der Phönikier). Karthago war eine große
Seemacht und besaß eine reichgefüllte Schatzkammer; für Geld miethete
es Söldner aus Griechenland, Afrika, Spanien und Gallien, und ging
ein solches Heer zu Grunde, so hatte es gar viel nicht zu bedeuten, so
lange Geld genug da war ein neues zu bezahlen; an tüchtigen Feldberren
litt Karthago ebenfalls keinen Mangel. Die Römer besaßen wenig
Geld, keine Flotte, ihr Heer besland hingegen aus Bürgern (der Census
vom Jahre 264 ergab 282,000), die nicht für Geld, sondern für die
Größe und Ehre ihrer Stadt fochten. Auch widerstanden die Söldner
den römischen Legionen nicht; diese siegten bei Messene und Agrigent
und der König Hiero von Syrakus wurde in Folge dessen ein Bundes-
genosse der Römer.
Ole Römer auf der Seeschlacht bei Mylé (260).
Bald aber sahen diese ein, daß es ihnen ohne Flotte unmöglich
sein werde, die Karthager von der Insel zu vertreiben; denn diese ver-
sahen die Seestädte immer frisch mit Soldaten und Lebensmitteln, lan-
deten bald da und bald dort und beunruhigten die Römer. Also wurde
beschloßen eine Flotte zu bauen und den Karthagern die Seeherrschaft
zu entreißen. Der Apennin lieferte das Bauholz, ein gestrandetes Kriegs-
schiff der Feinde diente als Modell, die Bundesgenossen mußten Bau-
leute und Ruderknechte stellen und in sechszig Tagen wurden 100 große
Schiffe, deren jedes mit 300 Ruderknechten und 200 Seesoldaten be-
mannt war, und 30 kleinere ausgerüstet. Aber der Konsul Kornelius
Lentulus ließ sich in einen Hinterhalt locken und verlor siebenzehn
Schiffe; dafür erhielt er den Beinamen Eselin (asina), und der andere,
K. Duilius, übernahm den Oberbefehl. Dieser erkannte bald, daß seine
Seeleute denen des Feindes an Uehbung und Gewandtheit lange nicht