Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

16 Oie ältesten Bölker bis zur Gründung der Persermonarchie. 
Portuglesen. 
Mit der Ankunft der Portugiesen schien für Indien eine neue 
Zeit ihren Anfang zu nehmen; der große Staatsmann und Feldherr 
Albuquerque breitete Portugals Herrschaft durch die Waffen aus und 
gewann durch gerechtes und menschenfreundliches Walten die Liebe der 
Unterworfenen. Zwar gingen einzelne seiner Eroberungen wieder ver- 
loren, aber Portugal blieb doch durch ein Jahrhundert die gebietende 
Macht an den Küsten Indiens; das Cbristenthum stellte sich dem ein- 
beimischen Götterdienst und dem eingedrungenen Islam entgegen, und 
machte besonders durch die Missionäre der aufblühenden Gesellschaft 
Jesu (der hl. Franz Taver, eines der sieben ersten Glieder des Or- 
dens, entfaltete als Heidenapostel auch hier eine wundervolle Thätigkeit) 
rasche Fortschritte. Sein siegreicher Kampf mit der Braminenreligion 
dauerte aber nicht lange; in Folge der Reformation entbrannte unter 
den europäischen Nationen eine lange Reihe von Kriegen, deren Flamme 
auch in den fernen Osten getragen wurde. 
Holländer. 
Die Holländer brachen daselbst die indische Macht Portugals, das 
in jener Zeit mit Spanien vereinigt war, und mit ihr den Schutz, wel- 
cher die Christen Indiens gegen die Gewalt und Arglist der Radschahs 
(Fürsten) und Braminen geschirmt hatte. 
Engländer. 
Im Laufe der letzten Jahrhunderte, vom 17. bis jetzt, haben die 
Engländer allmählig die Herrschaft über Indien gewonnen; nach bluti- 
gem Kampfe ist ihnen auch das Reich der Shiks im Lande der Fünf 
Ströme unterlegen, wo Nanak im 16. Jahrhundert eine neue Religion 
gestiftet hatte, welche die Vielgötterei und das Kastenwesen der Braminen 
verwarf und die Einheit Gottes lehrte, ohne die Glaubenswuth des Islam 
in ihre Gebote aufzunehmen, aber sich bald mit braminischen Satzungen 
und Gebräuchen vermischte. 
Bisher haben die Engländer Indien sehr klug regiert. Ihr Ge- 
setz schützt das Eigenthum und den Erwerb vor Erpressung und 
Raub, welche in dem despotischen Orient so oft vorkommen; der An- 
haͤnger der braminischen Religion wie der Mohammedaner übt seinen 
Glauben unbelästigt und muß anderen Religionsbekennern das gleiche 
Recht einräumen; auch die Gräuel der indischen Götterfeste, Selbst- 
morde und Unzucht werden nicht gebindert, und nur gegen den Ge- 
brauch, daß indische Weiber sich über dem Grabe ihres Mannes selbst 
verbreunen, ist die britische Regierung eingeschritten. Sie unterstätt die
	        
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