270 Die Römer.
FSagunt rrobert. Uedergang über die Alpen. FSiege am Cicin und an der Credis.
Gegen die Bedingungen des hasdrubalischen Vertrages griff Han-
nibal die Stadt Sagunt an und eroberte sie nach achtmonatlicher ver-
zweifelter Vertheidigung (219); sie wurde auf den Grund zerstört und
die wenigen Einwohner, welche nicht den Tod erwählt hatten, in die
Sklaverei verkauft.
Die Römer hatten Sagunt fallen lassen und die Zeit mit Gesandt-
schaften verloren; jetzt erst erklärten sie dem Senate zu Karthago den
Krieg, als die Auslieferung des friedbrüchigen Hannibal verweigert
wurde. Von den beiden Konsuln Kn. Scipio und T. Sempronius
sollte der erste ein Heer nach Spanien und der andere nach Afrika
fübren; Scipio war bereits im südlichen Gallien und sein Kollege in
Sicilien, als die unerwartete Kunde einlief, Hannibal sei auf dem Wege
nach Italien. Und so war es; seinem Bruder Hasdrubal ließ er ein
Heer zur Vertheidigung Spaniens zurück, 20,000 Mann gab er zur
Deckung Karthagos ab, er selbst ging (so weit wir aus den Nachrichten
des Polpbius und Livius seinen Marsch bestimmen können) mit 59,000
Mann und 37 Elephanten bei Bellegarde über die Pyrenäen und
marschirte dann durch Gallien, dessen Völker ihn bald ruhig ziehen ließen,
bald zu ihrem eigenen Schaden angriffen. Unweit Orange überschritt
er die Rhone, zog dann den Fluß hinauf bis Vienne, von dort nach
Chambery und kam durch die Tarantaise an den kleinen St. Bernhard;
es war bereits Oktober und das Gebirge eingeschneit. Unter furchtbaren
Anstrengungen, mit Hunger, Kälte, Felsen, Schnee und feindseligen
Bergbewohnern kämpfend, erzwang er den Uebergang über den Paß und
stieg in die Ebene der Tauriner nieder. Von seinem Heere waren noch
26,000 Mann übrig, und mit diesen stand er in Italien den Römern
gegenüber! Aber er vertraute auf sich und seine erprobten Soldaten.
Diesen schwur er einen Eid, daß seder Mann nach eigener Wahl in
Italien oder Afrika ein Landgut erhalten werde, sobald der Krieg zu
Ende sei; mit zwei oder drei Schlachten sei alles geschehen und Rom
selbst in ihren Händen. Daher verlangten die Soldaten mit Ungestüm
nach einer Hauptschlacht, damit der Siegespreis sobald als möglich
gewonnen werde.
Am Ticinus schlug er den Konsul Scipio, der eilends aus Gallien
zurückgekehrt war, in einem Reitertreffen; der römische Feldherr selbst
wurde verwundet und nur durch seinen Sohn, der Afrikanus werden
sollte, gerettet. Er täuschte sich nicht über die Ueberlegenheit der hanni-
balischen Reiterei und überließ dem Karthager die Poebenen. Schon
setzt gingen viele Gallier zu diesem über, die meisten erwarteten jedoch
den Ausgang einer zweiten Schlacht, denn der andere Konsul kam in