Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

276 Die Römer. 
festhalten sollte. Die Römer sahen die ganze Gefahr ihrer Lage ein, 
wenn sich die feindlichen Heere vereinigten; denn dann konnte Hannibal 
den Krieg wieder über die ganze Halbinsel verbreiten und die erschöpften 
römischen Bundesgenossen, welche in Rom bereits trotzig um Verschonung 
mit weiteren Leistungen baten, zur Neutralität oder zum Abfalle ver- 
leiten. Diesesmal aber wurde Hannibal von dem römischen Feldherrn 
Klaudius Nero getäuscht; derselbe ließ einen Theil seiner Truppen im 
Lager bei Venusia gegen Hannibal stehen und zog selbst nachts mit dem 
Kern des Heeres ab, um in Eilmärschen die Vereinigung mit seinem 
Kollegen Livius Salinator zu suchen, welchen er nicht ohne Grund dem 
Bruder des Hannibal nicht gewachsen hielt. (Durch einen ähnlichen 
kühnen Marsch entzog sich auch der Erzherzog Karl 1796 dem franzö- 
sischen General Moreau und stürzte sich auf Jourdan, der in Mittel- 
deutschland den General Werneck zurückdrängte.) Dem Hasdrubal blieb 
des Klaudius Nero Ankunft nicht verborgen und er wich zurück, mußte 
aber bei Sena am Metaurus die Schlacht annehmen und erlag der 
Uebermacht, nachdem er den Sieg lange bestritten, und als er die 
Schlacht verloren sah, den Tod gesucht und gefunden hatte. Klaudius 
kehrte zurück und ließ den Kopf des Hasdrubal den Vorposten Hanni- 
bals zuwerfen und demselben zwei gefangene Karthager in das Lager 
schicken. Seufzend rief Hannibal: „Nun sehe ich das Schicksal Kar- 
thagos!“ (207.) 
Dieses nahte mit schnellen Schritten. Hannibal zog sich in den 
Winkel Italiens, das Bruttierland, wie der Löwe in seine Höhle zurück; 
die Römer kamen ihm nie zu nahe, vertilgten aber die abtrünnigen Lu- 
kaner und säuberten Unteritalien. Zu spät schickten die Karthager Han- 
nibals jfüngsten Bruder Mago, welcher Gades geräumt hatte, mit 14,000 
Mann nach Ligurien. Er landete bei Genua und nahm es; von dort 
rückte er in die Pogegenden, verstärkte sein Heer durch Ligurer und in- 
subrische Gallier, als er plötzlich den Befehl zur Einschiffung nach Kar- 
thago erhielt; er starb auf der See an den Wunden, welche er bei den 
Gefechten des Rückzugs empfangen hatte (205). 
Auch Hannibal wurde nach Afrika gerufen (203) und räumte 
Italien, das er so lange verwüstet und von einem Ende bis zum 
anderen im Siegerschritte durchzogen hatte. Denn Seipio war nach 
der Vertreibung der Karthager aus Spanien nach Rom zurückgekehrt 
und von da nach Sicilien geschickt worden. Dort wußte er die vor- 
handenen Mittel so zu nützen und die Gemüther der Siecilier dergestalt 
zu gewinnen, dab er eine Flotte schuf, Lebensmittel und, Ausnüftang, 
für eine Unternrhmung na#lr Afrika aufbrachte, welche er a#ch abu# aus 
drücklichen) Befehl des Senntes in's Werk setzte. Von Lilp#äum fuhr 
ex in zwei Tagen nach Afriko und sette sichauf einer Land#enge fest (204)0
	        
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