278 Die Roͤmer.
Jahren 10,000 Talente an Rom und gibt alle Gefangenen und Ueber-
läufer heraus. Diese Bedingungen waren sehr hart; allein Hannibal
war von der augenblicklichen Nothwendigkeit des Friedens so sehr über-
zeugt, daß er den Gisgo, der gegen den Frieden sprechen wollte, von
der Rednerbühne #berunterzog. Auch in Rom gab es Männer, welche
von dem Frieden des Seipio nichts wissen mochten, weil sie gerne einen
vollständigen Triumph über Karthago gefeiert hätten. Aber der Senat
wollte die Karthager nicht zu einem Kampfe der Verzweistung mit
Hannibal als Anführer zwingen, sondern bestätigte die seipionischen
Bedingungen, außerdem lohnte er den Massinissa mit dem ganzen Ge-
biete des gefangenen Syphar (201). Scipio kehrte mit dem Heere
nach Italien zurück und feierte einen Triumph, wie noch keiner in
Rom gehalten worden, seitdem es stand; 120,000 Pfund Silber,
spanische und afrikanische Kriegsbeute, legte er in den Schat nieder.
Man gab ihm den Beinamen Alricanus und das Volk wollte ihn zum
lebenslänglichen Konsul machen, denn es wußte keine Gränzen der Dank-
barkeit für den Mann, welcher es vor Hannibal errettet hatte. Doch
Scipio lehnte alles ab bis auf den Ehrennamen und lebte ruhig im
Schoße seiner Familie, freute sich mit Lälius, seinem Freunde und
Kampfgenossen, der Kunst und Wissenschaft, die von Griechenland nach
Rom herüberwuchs, und blieb bereit seinem Vaterlande mit Rath und
That ferner zu dienen.
Im zweiten punischen Kriege blieb Europa abermals über das
orientalische Wesen siegreich, das in Karthago einen mächtigen Ableger
auf afrikanischem Boden getrieben hatte. Karthago war allerdings
keine despotische Monarchie wie die persische unter Terres, allein die
Karthager besaßen ein starres, fremde Bildung ausschließendes National=
wesen und verschmolzen die Völker nicht in sich, wie es die Griechen
und Römer thaten. Sie hätten eben deßwegen auch das große Reich
nicht aufrichten können, welches die Römer über den ganzen Westen aus-
breiteten und dadurch dieselbe Aufgabe übernahmen, welche Alerander der
Große für das Morgenland erfüllt hatte. Hätte Karthago über Rom
gesiegt, so würde es die Inseln für sich genommen, die italienischen Völ-
kerschaften unabhängig gemacht und die eine durch die andere in den
angewiesenen Schranken gehalten, alle aber für seinen Handel ausge-
nutzt haben.
Italien war nach dem zweiten punischen Kriege nun wieder römisch,
doch entsetzlich verwüstet durch Hannibal und durch die römische Bestra-
fung abtrünniger Bundesgenossenz es sah nie mehr eine so zahlreiche
freie Bevölkerung von Landbauern, als vor dem Kriege dagewesen. Rom
hatte jetzt zwischen sich und Karthago die ganze Breite des Mittelmeeres
und in Massinissa einen feindseligen Wächter der Stadt Hannibals. Schon