286 Die Römer.
Dritter punischer Krieg (149—146 v. Chr.).
Karthago zerstärt (146).
Den Karthagern hatten die Römer nach der Schlacht von Zama
den Massinissa als Wächter zur Seite gesetzt; dieser reizte und quälte
die Karthager unaufhörlich und schien nur deßwegen unsterblich zu sein
(er wurde 92 Jahre alt), damit er ihre Stadt verderbe. Weil er der
Schützling der Römer war, so mußten die Karthager stets nachgeben;
außerdem aber waren sie in Parteien gespalten. Die aristokratische bielt
es mit den Römern, eine demokratische dachte an Karthagos Selbständig-
keit und Macht, und eine dritte kleine hatte Massinissa erkauft. Dieser
riß ein Stück des karthagischen Gebietes nach dem anderen an sich und
zuletzt wollte er den schönsten Theil, das Gartenland Tuska, wegnehmen.
Die Karthager beriefen sich auf die Römer, welche Vermittler abschickten,
unter ihnen den M. Porcius Kato. Mit Besorgniß sah dieser den Reich-
thum Karthagos, welches sich im Frieden wieder erholte, und zugleich
erbitterte es den stolzen Römer, daß die Karthager seine Vermittlung
nicht annahmen. Dieser gegen alles Große feindselige Mann drang
nun beständig im Senate auf die Zerstörung der gehaßten und gefürch-
teten Stadt; mochte im Senate auch über ganz andere Angelegenheiten
verhandelt werden, so schloß er seine Rede immer: „Im Uebrigen stimme
ich dafür, daß Karthago zerstört werde.“
Der Senat wurde allmählig auch dieser Meinung und benutzte die
nächste Gelegenheit. Die Karthager verjagten die Partei des Massi-
nissa aus der Stadt und dieser begann Krieg; die Nothwehr der Kar-
thager aber wurde in Rom als Friedensbruch ausgelegt, und 149 setzten
zwei konsularische Heere nach Afrika über. Flehentlich baten die Kartha-
ger um Frieden; sie sollen ihn haben, antworteten die Konsuln, wenn
sie 300 Kinder aus den vornehmsten Familien als Geißeln geben und
alle Waffen und Schiffe ausliefern. Es geschah, und nun erklärten die
Konsuln trocken: die Karthager werden ihre Stadt verlassen und sich
drei Tagreisen landeinwärts anbauen, denn Karthago muß zerstört wer-
den. Da ergriff die Karthager die Wuth der Verzweistlung; sie schwu-
ren eher mit ihrer Stadt unterzugehen als sie zu verlassen. Alles wurde
zur Vertheidigung aufgeboten; aus den Häuserbalken wurden Schiffe
gezimmert, alles Metall zu Waffen geschmiedet und die Weiber schnitten
ihre Haare ab, damit aus denselben Stricke zu Wurfmaschinen gedreht
würden. Die Konsuln hatten auf einen leichten Triumph gerechnet;
allein die Karthager trieben das Belagerungsheer zurück und versetzten
den Römern mehrmals empfindliche Schläge, bis der füngere Scipio (er
war adoptiert und eigentlich ein Sohn des Aemilius Paullus) den Ober-
befehl übernahm und die Kriegszucht bei den Römern wiederherstellte.