K. Gracchus. Krieg gegen Jugurtha. 297
der anderen Seite die Vornehmen in große Kosten und zwang sie zum
Stimmenkaufe, sein Groll aber dauerte ungeschwächt fort.
Siebenzehntes Kapitel.
Krieg gegen Jugurths (111—104 v. Chr.).
Wäre der Adel noch der ernste und sittenstrenge wie der patricische
der alten Zeit gewesen, so hätte er wohl gegen den Haß und die Be-
gehrlichkeit des großen Haufens bestehen mögen, allein er war in vielen
seiner Genossen der Ueppigkeit, Habsucht und Bestechlichkeit verfallen,
daher wurde es den Tribunen leicht, die gesammte adelige oder vor-
nehme artei der öffentlichen Verachtung preis zu geben. Dies geschab
besonders in dem jugurthinischen Kriege.
Es regierten in Numidien drei Enkel Massinissas: Hiempsal, Ad-
berbal und Jugurtha. Letzterer schaffte den Hiempsal aus dem Wege
und bekriegte den Adherbal. Der Bedrängte bat den Senat um Hilfe
(denn dieser war gleichsam gemeinschaftlicher Vormund), und es kamen
wirklich Gesandte dabin (117), um die Lage der Dinge zu untersuchen.
Diese aber bestach Jugurtha und so blieb er nicht nur ungestraft, son-
dern erhielt auch die beste Hälfte des Königreiches. Kaum waren die
Gesandten fort, so bekriegte er den Adherbal abermals und belagerte
ihn in Cirta (dem heutigen Koustantine); der Berrath der römischen
Besatzung lieferte ihm die Stadt in die Hände und Adherbal wurde er-
mordet (112). Eine abermalige römische Gesandtschaft ließ sich bestechen,
und als endlich der Konsul L. Kalpurnius Bestia den Jugurtha bekriegen
sollte, that er dies nur scheinbar und ließ sich den Frieden abkaufen.
Da enthüllte der Tribun Memmius dem Volke die ganze schändliche Ge-
schichte und der Senat mußte ganz gegen seinen Willen den Jugurtha
nach Rom vorladen. Er kam (110) und sein Gold hätte ihm gewiß
Straflosigkeit verschafft (diesmal bestach er auch den Volkstribunen Beä-
bius), aber nun ließ er in Rom selbst einen numidischen Prinzen er-
morden. Das machte denn doch zu großes Aufsehen, er wurde für
schuldig erklärt und unter sicherm Geleite fortgewiesen; auf dem Wege
wandte er sich noch einmal um, überschaute Rom und rief aus: „die
feile Stadt, wenn sie einen Käufer findet!“ Man vergleiche damit den
Ausspruch des Kineas, der römische Senat gleiche einer Bersammlung
von Königen!
Der Konsul Spurius Albinus führte ein Heer gegen ihn, that
aber gestissentlich nichts und kehrte bald der Komitien wegen nach Rom
zurück; jetzt wollte aber des Konsuls Bruder Aulus die feste Stadt Su-
thul (jetzt Ghelma) erobern, wo Jugurtha seine Schätze hatte, wurde jedoch