Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

China. 19 
sischen Erde wieder hergestellt wird. Von dem Kaiser, dem Vater des 
ganzen Volkes, kommt diesem also alles Heil und Glück, wie der ein- 
zelnen Familie durch den Familienvater, und eben deßwegen ist der un- 
bedingteste Gehorsam gegen den Kaiser auch die erste Pflicht des ganzen 
Volkes. 
Lie alten Dynastieen. LHerrschast der Kandschu. Ausschlietung der Fremden. 
Unter dieser Verfassung mögen die Chinesen ihre glücklichen Perio- 
den gehabt haben (vwie sie auch wirklich viel von den langen und 
segensvollen Regierungen ihrer alten Kaiser zu erzählen wissen), denn 
offenbar mußte sie die Liebe zu Ackerbau und friedlichem Gewerbe außer- 
ordentlich pflegen; doch „die Himmelssöhne“ störten die Ordnung oft 
genug und die Kinder zeigten sich alsdann nicht minder ausgeartet. 
Da sich aber die Wirkung chinesischer Revolutionen in den Jahrhunder- 
ten vor Christus auf China selbst beschränkt, so zählen wir die Reiben 
ihrer Dynastieen nicht auf, und nennen nur die der Tschin von 249 bis 
206 vor Christus, welche dem Reiche seinen heutigen Namen gegeben hat. 
Unter dieser Dynastie wurde die große Mauer gebaut, welche die Nord- 
gränze gegen die Einfälle der Barbaren schützen sollte, die in zahllosen 
Schwärmen das Hochland Mittelasiens bewohnten und als Hiongnu ein 
mächtiges Reich gründeten. Die große Mauer, eines der größten Werke 
der menschlichen Hand (sie erstreckt sich 300 Meilen weit vom Meerbusen 
Rhu Hai bis an das Gebirge Kuenlun und den Gebirgssee Si Hai 
oder Westmeer, aus welchen Gegenden die Chinesen herstammen), ver- 
hinderte aber den Einbruch der Barbaren nicht, der Hiongnu so wenig 
als später der Mongolenhorden; doch ermannten sich die Chinesen immer 
wieder, vertrieben oder unterwarfen die Eindringlinge und verfolgten sie 
weit in das mittelasiatische Hochland. Die letzte einheimische Donastie, 
die der Ming, unter welcher China seine größte Ausdehnung erreicht 
batte, unterlag 1644 den unausgesetzteu Angriffen der Mandschu, denen 
die Donastie der Tsching angehört, welche bis auf die neueste Zeit in 
China herrscht. Dieser tungusische Stamm ist aber in den Chinesen auf- 
gegangen, indem die Eroberer von der ihnen weit überlegenen Kultur 
der Besiegten mehr und mehr annahmen; nur ein Heer von 60,000 
Mann, welches die wichtigsten Plätze besetzt hält, besteht aus eigentlichen 
Mandschu. Der Mandschu auf dem Throne in Peking nennt sich Him- 
melssohn wie seine Vorgänger aus den chinesischen Dvnastieen, führt die- 
selbe väterliche Sprache und übt denselben unbeschränkten Despotismus. 
Ein zahlreicher Beamtenstand, in neun Rangstufen gesondert, durch far- 
bige Knöpfe an den Mützen und Federn ausgezeichnet, wacht über den 
Bollzug der unzähligen Gesetze und Verordnungen, die alle vom Kaiser 
ausgeben. Diese Beamten, Mandarinen genannt, müssen sehr schwere 
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