298 Die Römer.
von diesem eingeschlossen und in seinem Uebermuthe, der ihn die Klug-
beit vergessen ließ, schickte Jugurtha die Römer durch das Joch. Solche
Schmach erbitterte auch den Senat und er schickte den Metellus, einen
ehrenhaften und stolzen Adeligen, gegen den Numidier; Metellus stellte
die Kriegszucht wieder her und führte den Krieg mit Nachdruck
(109—107).
Marius.
In dem Heere des Metellus diente als Oberoffizier K. Marius
aus Arpinum, wo er ein kleines Landgut besaß; durch seine kriegerische
Tüchtigkeit hatte er vor Numantia die Aufmerksamkeit des jüngeren
Scipio auf sich gezogen und wurde in Rom der Mann des gemeinen
Volkes, welchem er durch seine Geburt angehörte. Es machte ihn nach
den Zeiten des letzten Gracchus zum Volkstribun und in diesem Amte
zeigte er furchtlosen Trotz und kaltblütige Entschlossenheit gegen alle
Drohungen und Ränke der vornehmen Partei; er brachte sogar ein Ge-
setz durch, daß kein Bürger bei der Abstimmung durch irgend jemand
beaufsichtigt werden durfte; denn die Vornehmen hatten es so eingerich-
tet, daß sie genau wußten, ob ihre erkauften Stimmen auch wirklich in
ihrem Interesse abgegeben würden. Dieser Marius war nun der Hoff-
nungsanker des gemeinen Volkes und es hob ihn von einer Würde zur
anderen. Metellus schätzte ihn als Kriegsmann, behandelte ihn aber
mit Stolz, und als er Urlaub begehrte, damit er sich zu Rom um das
Konsulat bewerben könnte, versagte ihm Metellus denselben und meinte,
daran solle der Plebejer aus Arpinum gar nicht denken. Nun stiistete
Marius in dem Heere eine solche Unzufriedenheit und machte dem Me-
tellus so viel Verdruß, daß er ihn endlich selbst gehen hieß. Marius
wurde zum Konsul (107) gewählt und gegen alles Herkommen dem
Metellus sein Oberbefebl nicht verlängert, sondern dem Marius über-
geben. Metellus weinte vor Zorn, konnte aber den Volksbeschluß nicht
ändern, und der Senat tröstete ihn durch den Beinamen Numidikus.
Marius ließ zu Rom seinem Hasse gegen die Gegner vollen Lauf und
durchwühlte in seinen Reden an das Volk die ganze Schande des
L. Bestia und der vornehmen Herren, welche Jugurtha bestochen hatte;
in sein Heer aber nahm er viele capite censi auf, was früher nur in
Nothfällen geschehen war. Dem Kriege in Afrika machte er wirklich,
wie er versprochen hatte, ein rasches Ende; er schlug den Jugurtha
und trieb ihn zu seinem Schwiegervater, dem Könige Bochus von
Mauretanien, der ihm denselben auf Zureden des L. Sulla, den Ma-
rius abgeschickt hatte, auslieferte (106). Marius führte den Jugurtha
zu Rom im Triumphe auf; dann wurde der mißhandelte König in ein
Kerkerloch geworfen, in welchem man ihn verschmachten ließ.