Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

304 Die Römer. 
theidigen, befahl er Fackeln herbeizubringen. Doa erschracken die Ma- 
rianer und gaben den Widerstand auf; Marius entsloh und Sulla zog 
ein. Sulpicins wurde mit vielen seines Gesindels umgebracht, Marius 
aber als Feind des Vaterlandes geächtet, weil er den Senat bekriegt und 
die Sklaven zur Freiheit aufgerufen hatte. Sofort ließ Sulla alle ma- 
rianischen Gesetze abschaffen und verordnete, daß an die Komitien kein 
Antrag gebracht werde, der nicht vorher die Billigung des Senats er- 
halten hätte; den Senat aber verstärkte er mit neuen Mitgliedern, wo- 
durch er einflußreiche Männer an seine Sache fesselte. Nachdem er auf 
diese Weise seiner Partei das Uebergewicht in der Stadt verschafft hatte, 
ging er zu dem Heere und schiffte sich mit demselben in Brundusium 
nach Griechenland ein (87). 
Mord und Bürgerkrieg in Rom und Itallen (87—83. 
Der alte Marius irrte unter manchen Abenteuern in Italien umher 
und entkam glücklich nach Afrika, wo er seinen Sohn traf. Vom numi- 
dischen Kriege her hatte er daselbst bedentenden Anhang und so gelang 
es ihm eine Bande zusammenzuraffen, mit welcher er nach Italien über- 
setzte. Denn hier hatte der eine Konsul, Kornelius Cinna, das Spiel 
erneuert, um wie Marius durch die Gunst des Pöbels Herr der Stadt 
zu werden. Von seinem Kollegen Oktavius vertrieben, kehrte er mit 
einer bewaffneten Schaar und dem Marius in die Stadt zurück. Einige 
Tage lang wurde in der Stadt gefochten; Cinna und Marius gewannen 
die Oberhand und erfüllten Rom mit Mord und Raub. Alle Gegner 
des Marius mußten sterben, auch sein Kollege im Cimbernkriege, O. 
Katulus. An dem Altare seines Gottes verblutete Skävola, der Ober- 
priester des Jupiter, viele tausend Bürger wurden ermordet, ihre Häup- 
ter auf Spießen herumgetragen, die Leiber in den Tiber geworfen. 
Der gräuliche Marius wurde hierauf zum siebentenmale Kousul, starb 
jedoch schon nach dreizehn Tagen (86). Aber nicht nur in der Stadt 
herrschte Mord und Raub, sondern in ganz Italien, welchem die Partei 
des Marius das Bürgerrecht verlieh. Auf Sullas Seite stand Pompejus 
Strabo, berühmt durch seine Siege im italischen Kriege; nahe bei Rom 
lieferte er dem Cinna ein mörderisches Treffen ohne Entscheidung. Ein 
Soldat aus dem Heere des Pompejus hatte in der Schlacht seinen Bru- 
der, der in Cinnas Heer focht, getödtet, und als er den Leichnam er- 
kannte, versluchte er den Krieg und dessen Führer und tödtete sich über 
der Leiche. Es schien als ob auch die Götter Rom verließen, denn das 
Kapitol, der römische Haupttempel, brannte ab, nachdem er 425 Jahre 
gestanden hatte. Den kriegerischen Pompejus Strabo traf der Blitz, doch 
sein 21jähriger Sohn Knejus setzte den Krieg fort, bis Sulla aus Asien 
zurückkam.
	        
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