312 Oie Römer.
war der Vertheidiger des Gesetzes, der scharfe Tadler der Unsitte und
Verdorbenheitz man bewunderte ihn und ließ ihn reden.
Katilina.
Wie groß die Masse des in Rom hausenden Gesindels war, beweist
die Verschwörung des Katilina, welche in den letzten Jahren des mithri-
datischen Krieges die Stadt bedrohte. Dieser Katilina stammte aus
einem adeligen Geschlechte, war ausgezeichnet durch Kraft des Geistes
und Körpers, aber noch mehr durch sein schlechtes und verdorbenes Herz.
In den Gräueln des Sulla hatte er sich durch Unmenschlichkeit hervor-
gethan, seinen Bruder ermorden lassen und seinen Schwager mit eigener
Hand niedergestoßen. Durch ein lüderliches Leben war er um sein Ver-
mögen gekommen und hatte als Proprätor in Afrika sich solcher Er-
pressungen schuldig gemacht, daß er in Rom verklagt und dadurch an
der Bewerbung um das Konsulat gehindert wurde (66). Es wurden
zwei andere Konsuln gewählt, aber wegen Wahlbestechung wieder abge-
setzt. Diese schloßen sich an Katilina an und der reiche Krassus ver-
schmähte den unsaubern Bund so wenig als der ehrgeizige, tiefverschul-
dete Julius Cäsar. Katilina wollte die Konsuln ermorden, den Krassus
zum Diktator und Cäsar zu dessen magister equitum machen; welchen
Lohn er sich selber ausbedungen hatte, läßt sich denken. Doch Krassus
und Cäsar, die eigentlichen Häupter der Verschwörung, wurden andern
Sinnes, gaben am 1. Januar 65 das verabredete Zeichen nicht und so
zerfiel die Verschwörung. Katilina änderte deßwegen übrigens nur sei-
nen Plan, aber gab ihn nicht auf; er bewarb sich abermals um das
Konsulat und fiel abermals durch.
So konnte er keine Amtsgewalt zu seinem Zwecke mißbrauchen und
mußte zu den Mitteln eines Revolutionärs der gemeinsten Sorte greifen.
Sein Plan war dieser: was Marius und Sulla mit ihrem Heere
durchgesetzt hatten, das wollte er mit einer Bande thun. Die Konsuln
und die meisten Senatoren sollten aus dem Wege geräumt werden und
wenn er Herr der Stadt wäre, so wollte er für sich und seine An-
hänger durch Proskription so viel beischaffen, daß ihre Bedürfnisse für
immer gedeckt sein mußten. Katilina zweifelte nicht im mindesten da-
ran, daß die ganze Pöbelmasse ihm zufallen würde, wenn nur Reiche
gemordet und deren Güter vertheilt würden; dann hätte er durch die
Volksversammlung seine Gewalt und seine Handlungen bestätigen und
durch einen katilinarisch erneuerten Senat sanktionieren lassen. Den
Pompejus fürchtete er nicht; entweder trat derselbe auf seine Seite, wie
er früher für Sulla Partei genommen hatte, oder er führte sein Heer
aus Asien herüber gegen Katilina. Alsdann wollte ihm dieser ein
anderes entgegenstellen; die sullanischen Soldaten hatten ihren Raub