Die Verschwörung des L. Sergius Katilina. 313
groͤßtentheils verpraßt und waren leicht zu einer Unternehmung anzu-
werben, welche neue Beute verhieß; die von Marius und Sulla Beraub-
ten waren ebenso geneigt, das Ihrige auf dieselbe Weise wieder zu er-
obern, wie sie es verloren hatten; außerdem gab es arme, dazu verdor-
bene und verwilderte Leute in Menge in Italien und entlaufene Skla-
ven konnte er einreihen, so viel er nur wollte. Katilinas Berechnung
war keine falsche, nur vergaß er dabei, daß ein verdorbenes Volk (wie
der einzelne Mensch) zu den schlechtesten Thaten recht aufgelegt sein kann,
aber sich dennoch scheut, dieselben unter ihrem wahren Namen zu be-
gehen. Zur Ermordung und Plünderung der Reichen hätten außer Ka-
tilinas Banden noch Leute genug geholfen und die Pöbelmasse hätte je-
denfalls ruhig zugeschaut, aber wo Mord, Mordbrand und Raub geradezu
zum Losungsworte gemacht werden, da folgen nur die Allerschlechtesten,
weil nur wenige Menschen so verworfen sind, daß sie den schlechten
Namen nicht mehr fürchten als die schlechte That. Marius hatte ge-
mordet, Sulla ihn noch Überboten und die Brandfackel in die Stadt
geschleudert, beide wußten aber ihren Thaten den Schein der Ge-
setzlichkeit zu verleihen; der eine verkündete, daß er für die Volks-
rechte gegen die vornehmen Revolutionäre kämpfe, der andere wollte alles
für die Rechte des Senats und die Wiederherstellung der Verfassung
gegen die Pöbel= und Sklavenrevolution des Marius unternommen ha-
ben: Katilina aber wollte brennen, morden und rauben und konnte die-
ses nicht wie Sulla und Marius Kampf und Strafe benennen. Darum
verbanden sich mit ihm nur die verworfensten Menschen niedern und
bohen Standes (aus letzterm ein Lentulus, Cethegus, Autronius, Var-
guntejus), und statt Gährung zu erregen, verbreitete das Gerücht seiner
blutigen und mordbrennerischen Absichten Schrecken und Entsetzen in der
Stadt.
Cicero war Konsul und wachte über Rom. Durch einen Verschwor-
nen erfuhr er alle Anschläge Katilinas und vereitelte sie und endlich
donnerte er den Bösewicht, der trotz dem, daß sein frevelhaftes Vorha-
ben stadtkundig war, im Senate zu erscheinen wagte, so an, daß er aus
Rom entwich und auf den Sammelplatz seiner Rotten, nach Fäsulá in
Tuskien eilte. Seine vornehmsten Spießgesellen aber blieben in Rom
zurück und wollten im günstigen Augenblicke die Vorschriften Katilinas
aus führen. Endlich erhielt der Konsul auch schriftliche Beweise der Ver-
schwörung; die vornehmen Leiter der Verschwörung wurden in Folge
davon festgenommen, auf Ciceros und Katos Antrag von dem Senate
zum Tode verurtheilt und in dem Gefängnisse erdrosselt. Gegen Ka-
tilina zog der andere Konsul Antonius, obwohl er selbst verdächtig war,
und dessen Legat Petrejus vertilgte die Mörderschaar in einer bluti-
gen Schlacht bei Pistoria; sie hatten verzweifelt gefochten und Katilina