Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

316 Die Rämer. 
bare Männer. In Gallien drangen sie bis über den Arar (Saone) 
vor, wurden aber von Cäsar bei Bibrakte (Autun) trotz ihrer tapfern 
Gegenwehr unter Diviko so gänzlich geschlagen, daß sie sich auf Gnade 
und Ungnade ergeben mußten. Er verfuhr ziemlich milde gegen sie 
und schickte sie (ein Drittheil der ganzen Seelenzahl hatte die Schlacht 
und das Schlachten, nachdem die Römer die Wagenburg durchbrochen 
batten, übrig gelassen) in die Heimath zurück, welche sie als römische 
Bundesgenossen wieder anbauen sollten. Er würde sie unbedenklich ver- 
nichtet haben, wenn er nicht, wie er selbst erzählt, hätte fürchten müs- 
sen, daß die Germanen das öde Helvetien besetzen und über. die Alpen 
nach Italien vordringen würden; die Teutonen waren also noch im 
frischen Angedenken. 
Casar verjagt den Sueven Ariovist auns Gallien. 
Ueberdies hatten sich suevische Schaaren bereits in Gallien festge- 
setzt. Die leichtsinnigen Gallier nämlich waren mit einander in ewige 
Fehden verwickelt und die Sequaner (Sequana, Seine) hatten den sue- 
vischen Herzog Ariovist gegen ihre Nachbarn und Feinde, die Aeduer, 
herbeigerufen. Dieser besiegte die Aeduer, machte sich dieselben dienstbar, 
ebenso aber auch die Sequaner, welche ihn herbeigerufen hatten; er ver- 
stärkte sich durch neue Schaaren, welche er über den Rhein zog und in 
Gallien ansiedelte, und ein neuer großer Zuzug war schon an den Ufern 
des Rheins angelangt. Die unterdrückten Gallier flehten nun den Cäsar 
an, sie von ihren herrischen Gästen zu befreien, was dieser freudig zu- 
sagte. Nicht so lieb hingegen war seinen Soldaten der Krieg mit den 
Germanen; die feigen Gallier hatten dieselben so entsetzlich geschildert, 
daß in allen Zelten des römischen Lagers Testamente gemacht wurden. 
Doch Cäsar wußte ihren Ehrgeiz zu stacheln und ihnen Muth einzuflößen. 
Da Ariovist keine Schlacht liefern durfte, weil die germanischen Propheten- 
weiber Aufschub bis zum Vollmond geboten oder Niederlage verkündeten, 
so griff ihn Cäsar unverzüglich an, und berejtete demselben (in der Nähe 
von Mümpelgard) das gleiche Schicksal, welches den Diviko bei Bibrakte 
getroffen hatte. Ariovist und der Rest seines Heeres flohen über den 
Rhein. 
Cäsar unterwirst Gallien, geht über den Uhein und nach Britannien 
(57—50 v. Chr.). 
Nach diesen Siegen gebot Cäsar über seine gallischen Bundesgenos- 
sen, griff von den andern Völkerschaften Galliens, die ihm nicht dienst- 
bereit entgegen kamen, eine nach der andern an und vertilgte den größ- 
ten Theil ihrer waffenfähigen Mannschaft mit kaltem Blute (57—55). 
Auch Treulosigkeiten erlaubte sich der hochgebildete Römer in Menge; als
	        
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