Caͤsar besiegt die Helvetier, verjagt den Ariovist, unterwirft Gallien ꝛc. 317
z. B. Gesandte der Tenkterer, eines germanischen Stammes, zu ihm
kamen, setzte er sie gefangen und übersiel die arglose Völkerschaft. Gal-
lien plünderte er rein aus, verkaufte Hunderttausende in die Sklaverei
und konnte damit nicht nur seine 15 Millionen Thaler Schulden bezah-
len, sondern schickte große Summen nach Rom an die Volksmänner
und behielt doch noch Millionen übrig. Denn die Gallier waren kein
wildes Volk, wie man sie gewöhnlich schildert, sondern sie hatten eine
große Anzahl von Städten, trieben den Ackerbau emsig und verständig,
und waren in den gewöhnlichen Künsten des Lebens keineswegs uner-
fahren. Nur die gallischen Leibeigenen fübrten ein erbärmliches Leben,
die Priester (Druiden) sowie der Adel, der, scheint es, verschiedene Stu-
fen hatte, kannten Pracht und Wohlleben.
Von Gallien setzte Cäsar mit einer schnell erbauten Flotte zweimal
(55 u. 54) nach Britannien über, welches er eigentlich entdeckte, lleferte
einige siegreiche Treffen und bereitete so die römische Herrschaft vor.
Zweimal überbrückte er den Rheinstrom (55 u. 53) und führte sein
Heer auf das deutsche Ufer, drang aber nie weit vor;z doch that er sich
viel darauf zu gute, daß er als der erste römische Feldherr über diesen
Strom gegangen sei. Die kriegerische Tüchtigkeit der Germanen wußte
er trefflich zu würdigen, nahm besonders deutsche Reiter in den Sold
und bezahlte sie sehr gut; denn seine Reiterei (wie die römische über-
haupt)) taugte nicht viel und er hatte es selbst erleben müssen, daß einige
hundert tenkterische Reiter dieselbe im Nu auseinander sprengten.
Er konnte die germanischen Söldner sogleich sehr gut verwenden,
weil die Gallier unter der Anführung des edlen Arverners Vercingetorir
in Masse aufgestanden waren (52). Sie hatten besonders auf das Ueber-
gewicht ihrer Reiterei über die römische gerechnet, allein sie unterlag au-
genblicklich der germanischen; die Gallier konnten nun das Feld nicht hal-
ten, sondern mußten sich auf die Vertheidigung ihrer Festen beschränken.
Mit großer Anstrengung eroberte Cäsar die Hauptplätze Avaricum und
Alesia, Vercingetorir selbst siel in Gefangenschaft und wurde in Rom
enthauptet. In neun Jahren unterwarf Cäsar das ganze große Land der
römischen Herrschaft, und was ihm noch weit wichtiger war, er bildete sich
während dieser Zeit ein treffliches Heer, auf welches er sich ganz ver-
lassen konnte. Sein neuer Kriegsruhm glänzte hell, während der alte
des Pompejus verblich; denn Cäsar hatte nicht die vielbesiegten Orien=
talen noch einmal besiegt, sondern Gallier und Germanen, welche in
alter und neuer Zeit der Schrecken Roms gewesen waren. Seim Feld-
züge gewannen dadurch einen so wunderbaren Reiz, daß durch sie neue
Länder aufgeschloßen und neue Völker entdeckt wurden, wie denn Cäsar
das nördliche und nordwestliche Gallien, Britannien, Deutschland, den
Rhein u. s. w. wirklich erst entdeckte. Was mögen nicht römische Sol-