Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

324 Oie Nömer. 
benen, Gesetzeskraft haben sollten, und der Senat getraute sich niche, dies 
zu verweigern, weil sonst Volk und Heer geglaubt hätten, er entziehe 
ihnen die von Cäsar zugedachten Wohlthaten. Antonius befand sich im 
Besitze von Cäsars Kanzlei und dekretierte nun in dessen Namen den 
Siciliern das Bürgerrecht, den Veteranen und armen Bürgern Län- 
dereien in Italien, seinen Freunden Provinzen und militärische Würden. 
Zum Glücke für den Senat, wie dieser glaubte, trat nun Cäsars Schwe- 
sterenkel, Oktavianus, Cäsars testamentarischer Erbe, geb. 63 v. Chr., 
unter dem Konsulate des Cicero, gegen Antonius auf und verlangte von 
diesem die Hinterlassenschaft seines Großoheims und Adoptivvaters. Der 
Senat unterstützte ihn durch Dekrete, Oktavian brachte ein Heer zusam- 
men und zog mit den beiden Konsuln Hirtius und Pansa gegen den 
Antonius, welcher zu offener Gewalt gegen die Befehle des Senates ge- 
schritten war. In der Schlacht von Mutina (Modena) wurde Antonius 
geschlagen (43)), aber beide Konsuln blieben und Oktavian stand nun 
an der Spitze des republikanischen Heeres. 
Ihm war es klar, daß die Partei der Senatoren dem Erben und 
Adoptivsohne Cäsars nie günstig sein konnte und ihn nur gegen den 
Antonius gebrauchte; dies zeigte sich auch alsbald nach der mutinen- 
sischen Schlacht durch die Dekrete, welche ihm den Heerbefehl entzogen 
und dem Decimus Brutus übertrugen. Denn Antonius schien dem Se- 
nate nicht mehr gefährlich, und zudem hatten Brutus und Kassiüs, die 
nach Asien und Griechenland in ihre Provinzen gegangen waren, 17 
Legionen zusammengebracht, mit denen der Senat seinen Anordnungen 
Nachdruck zu geben gesonnen war. Da verband sich Oktavian mit An- 
tonius und dem elenden M. Lepidus, der ein Heer aus Gallien herbei- 
geführt hatte. Diese drei (zweites Triumvirat) gelobten nun, Cäsars 
Ermordung zu rächen und den Staat neu zu ordnen, sobald sie ihrer 
ersten Pflicht Genüge gethan hätten (Okt. 43). Die Mittel zu dem 
Kampfe mit den Republikanern verschafften Proskriptionen, Sullas Er- 
findung. Auf der Todtenliste standen 300 Senatoren und 2000 Ritter, 
die reichsten Männer Italiens. Lepidus opferte seinen eigenen Bruder, 
Antonius seinen Oheim, Oktavianus den alten Cicero, welchen er Vater 
genannt hatte. Dieser war auf seinem formianischen Landgute und wollte 
nach Griechenland zu seinem Freunde Brutus. Eben ließ er sich von 
seinen Sklaven in einer Säufte zum Meere tragen, als die Reiter 
heransprengten, welche Antonins abgeschickt hatte. Die Sklaven setzten 
die Sänfte nieder und entslohen, Cicero aber beugte seinen Nacken über 
die Säufte dem Todesstreiche hin. Jubelnd empfing Antonius das ver- 
haßte Haupt, und sein Weib Fulvia durchstach dessen Zunge mit Nadeln; 
darauf wurden Haupt und rechte Hand des großen Redners auf die 
Rednerbähne genagelt (7. Dezember 43).
	        
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