Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

334 Das Reich der Cäsaren. 
dessen Einnahmen kam später das aurum coronarinm, eine Abgabe, die 
aus dem Gebrauche entstand, daß die Provinzen dem Cäsar goldene 
Kränze schenkten. Den Fiskus mehrten serner Legate und Erbschaften, 
Geschenke von Königen u. s. w. 
Die Vrovinzen. 
Obgleich die Staatsabgaben, wie man sieht, für die Provinzen 
keine geringen waren, so blieben diese dennoch mit Augustus und seiner 
Regierung sehr wohl zufrieden und priesen sich glücklich, daß die repu- 
blikanische Verwaltung ein Ende genommen; denn die Provinzen hatten 
von der Republik nichts genossen; keines der Staatsämter, welche den 
römischen nobiles Ruhm und Ansehen und jedenfalls Geld brachten, war 
Provinzialen zugänglich, noch konnten sie wie das Volk jene Aemter ver- 
leihen, was wenigstens ein stolzes Selbstgefühl gab und erlaubte oder 
auch unerlaubte Spenden eintrug. Auch ein glücklicher Krieg schuf ihnen 
wenig Ehre und Gewinn, obschon sie ihre Kohorten stellen mußten, denn 
von Ehre und Gewinn behielten die Römer den besten Theil stets für 
sich. Als vollends die Bürgerkriege ausbrachen, wurden die Provinzen 
furchtbar mitgenommen; das baare Geld verschlangen die Kontributio- 
nen, die brauchbare Mannschaft wurde zum Dienste gepreßt; erklärte 
doch Antonius, als eine Seuche unter den Ruderknechten seiner Flotte 
wüthete, das Holz der Schiffe und Ruder werde nicht krank, und für 
frische Ruderknechte könne man in Epirus und Griechenland schon sor- 
gen. Abgaben und Kriegsdienste hatte die Republik von den Provinzen 
gefordert; auch Augustus verlangte beides, allein die Abgaben und die 
Verwaltung waren geregelter, der Kriegsdienst ehrenvoller. Denn nun 
trat der Provinziale in die Legion ein, wodurch er dem gebornen Rö- 
mer gleichgestellt wurde und mit diesem nicht nur die Beschwerden, son- 
dern auch die Vortheile des Soldatenlebens theilte. In kurzer Zeit 
wurden die Legionen fast ausschließlich aus den Provinzen geworben und 
da auf den Legionen die Macht des Reiches beruhte, so wurden die 
Söhne der Provinzen die rechte Hand des Kaisers, die eigentlichen Rs- 
mer. Aus den auzgedienten Legionen gingen aber auch rechtlich die 
neuen römischen Bürger hervor, indem die Kaiser (namentlich Augustus) 
durch sie neue Kolonieen gründeten oder alte Kolonieen auffrischten; der 
Kolonist war aber, wie wir wissen, römischer Bürger. 
Die Provinzialbevölkerung hatte ihre oppida (urbs hieß eigent- 
lich nur Rom), municipia, coloniae, praefecturae, fora, vici, coa- 
eiliabula, castella. Die drei ersten waren nicht auf eine einzelne Stadt 
begränzt, sondern umfaßten einen ganzen Bezirk, dessen Einwohner in 
allen wichtigeren Angelegenheiten dorthin als dem Sitz ihrer Municipal= 
regierung angewiesen waren. Die conciliabula, vici, fora scheinen
	        
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