Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Die Erfüllung der Zeit. Die Sklavenbevölkerung. 343 
misch und mit unzähligen Kastellen, Festungen und Schanzen gedeckt? 
In gleicher Weise schützte der Rheinstrom die gallisch-= römische Gränze 
gegen die westlichen Germanen. Der Germane war in offener Schlacht 
furchtbar, allein der Teutonen= und Cimbernkrieg hatte genugsam be- 
wiesen, daß die größten, wildesten und bestgerüsteten germanischen Massen 
der römischen Kriegskunst im offenen Felde unterlägen, und wenn ganz 
Germanien auf die Gränzen einstürmte, so fand es so viele Bollwerke 
gegen sich, daß der Anlauf abprallen mußte; denn der Feind verstand 
nichts von der Kunst der Belagerung und besaß die Waffen nicht, welche 
dem Römer zu Gebote standen. Ueberdies war er leicht durch die Künste 
der Politik zu bekämpfen; die germanischen Stämme lebten in angeerbter 
Feindschaft und rieben sich in unaufhörlichen wilden Fehden aufz schürte 
man diese Stämmefeindschaft römischerseits, und dazu reichten geringe 
Geldsummen hin, so waren die Barbaren hinreichend mit sich selbst be- 
schäftigt und überhoben die Römer der Anstrengung und Kosten des 
Feldzuges. 
Die Ihlureube##lkerung. 
Diese Berechnung der Römer war richtig, die Macht ihres Reiches 
so groß, daß sie durch die fremden Nationen unmöglich gebrochen wer- 
den konnte; Rom unterlag auch keineswegs dem Andrange der Bar- 
baren, sondern es rieb seine Kräfte im Lebensüberdrusse auf, nachdem 
es an seinem Ziele angekommen war, der Herrschaft der Welt. Das 
römische Reich durfte sich den Inbegriff des Menschengeschlechtes nennen; 
denn Inder und Chinesen waren bereits in die Erstarrung der Kasten- 
und Kaiserdespotie versunken; die wilden Stämme Asiens, Afrikas und 
Europas aber fanden sich noch in jenem Zustande, wo roher Lebens- 
genuß die einzige Lebensfreude und Krieg und Raub der einzige Auf- 
schwung aus dem sinnlichen Brüten und Genießen ist; was unterscheidet 
solche Völker von dem Raubthiere, dem „edlen“ Löwen, anders als 
die dunkle Ahnung einer höheren Weltordnung, die sich in ihren Reli- 
gionen ausspricht Wie großartig und herrlich erscheint einem solchen 
Zustande gegenüber die griechisch-römische, die klassische Kultur? Und 
dennoch seufzte diese klassische Menschheit, und stöhnte in Verzweiflung, 
wenn sie ihren Schmerz nicht durch Lust übertänbte. Ein großer Theil 
des Menschengeschlechts waren die Sklaven! wie viele Millionen ihre 
Zahl betrug, wollen wir nicht bestimmen, jedenfalls mehr als die ganze 
freie Bevölkerung zusammengenommen. Das Loos des Sklaven hieß 
Arbeit, aber nicht Arbeit zum eigenen Frommen, sondern für den Herrn, 
der ihn dafür so wohlfeil als möglich fütterte, kleidete und unterbrachte. 
Recht hatte der Sklave keines; sein Herr konnte ihn peitschen, geißeln, 
in Ketten legen, tödten und mit seinem Fleische die Muränen füttern,
	        
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