Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Jesus Chrisms. 353 
der allgemeinen Vernichtung der alten Zeit nicht entgangen, denn mit 
einem Volke geht auch der Gott eines Volkes unter, die neuen aber 
waren nicht römisch; darum wandte sich die römische Menschheit von 
den Göttern weg zu dem Cäsar und machte den Menschen zu ihrem 
Gotte, der sie vor dem kommenden Verderben bewahren sollte, hatte 
aber dabei die fürchterliche Gewißheit, daß der Retter zum Zerstörer 
werden müßte, sobald er seine Macht erproben wollte; nur Rubhe, tiefe 
Ruhe konnte den Einsturz verzögern, aber ewige Ruhe ist auf der Welt 
unmöglich. Doch der lebendige Gott, der Herr der Welt, batte die 
Menschheit nicht in das Dasein gerufen, damit sie in Verzweiflung ende; 
Er hatte die Völker ihre eigenen Wege gehen lassen, so lange sie ohne 
Ihn das Glück des Lebens zu finden vermeinten; aber als nun das eine 
von dem anderen vernichtet, als die römische Herrlichkeit in Knechtschaft 
versunken war, das Menschengeschlecht nur noch Sklaven und Wilde 
zählte: da ging der Rathschluß Gottes in Erfüllung, den Er den ersten 
Eltern nach ihrem Falle geoffenbart und welchen Israel als Vermächt- 
niß aufbewahrte. Er sandte Seinen eingebornen Sohn, damit Er die 
Menschheit von dem Fluche der Sünde erlöse und sie neu schaffe zum 
Leben. Durch Ihn nahm Er die Menschheit wieder zu Seinen Kindern 
an und unter Seine väterliche Obhut, und behütete sie und errettete sie 
fortwährend durch das Heil, das Er auf Erden aufgerichtet hat; Er 
gründete durch den Sohn das Gottesreich, die Kirche, in welcher die 
Allmacht des dreieinigen Gottes waltet bis an das Ende der Tage. 
Es geschah im 29sten Jahre der Alleinherrschaft des Augustus, im 
ersten Jahre der 195sten Olpmpiade, daß zu Bethlehem im Lande Juda 
der Heiland der Welt geboren wurde (so laut der älteren Berechnung, 
nach der neuesten aber fällt die Geburt Christi auf den 25. Dez. des 
Jahres 747 nach Roms Erbauung oder in das zweite Jahr der 193sten 
Olypmpiade). Der Römer ahnte von dem großen Wunder nichts, von 
dem Leben und dem Kreuzestode des Heilandes nahm der Prokurator 
des Cäsar kaum flüchtige Kunde, aber die Erlösung war geschehen und 
das Evangelium von ihr verbreitete sich über die Erde und wurde von 
den „Armen“ aufgenommen. Die Juden fanden in ihrem Dünkel im 
Evangelium nicht die Erfüllung des Bundes, weil sie ein Vorrecht vor 
anderen Völkern auf die göttliche Gnade baben wollten und zudem da- 
von träumten, durch den Messias regierende Herren dieser Welt zu 
werden. Die Apostel dagegen sprachen es in Jerusalem in ihrer Ver- 
sammlung aus, daß Heiden wie Juden berufen seien, und eine Fügung 
der Vorsehung führte den Apostelfürsten Petrus nach Rom in die Welt- 
hauptstadt, damit der schwache Heide nicht von dem Vorurtheile umsttrickt 
werde, daß das Christenthum eine jüdische Religion sei, weil dessen Haupt 
in Judägs Stadt, dem völkerhassenden Jerusalem wohne. Als Rom 
Bumiller, Gesch. d. Alterth. 23
	        
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