Der Römer Unternehmungen gegen die Germanen. Die Markomannen. 355
ufer und legte die agrippinische Kolonie (Köln) an, welche in kurzer
Zeit eine blühende Stadt wurde. Er gewöhnte das römische Volk be-
reits an germanische Triumphe (Drusus erhielt den Beinamen Germa-
nikus) und es schien als ob die krästigen germanischen Stämme von dem
Schwerte des Julius Cäsar verschont bleiben mußten, damit das Haus
des Augustus durch kriegerischen Ruhm verherrlicht werde. Germania
war schon der Beiname zweier Provinzen auf dem linken Rheinufer;
die eine, Germania I., reichte vom Unterrhein bis zur Mosel, die an-
dere, Germania II., von der Mosel bis an das obere Elsaß. Doch
Drusus, ein Liebling der Römer und des Augustus, starb in der Nähe
von Mainz durch einen unglücklichen Sturz mit seinem Pferde (9 v. Chr.)
und damit gerieth das Eroberungswerk auf dieser Seite in's Stocken,
bis Tiberius (4 und 5 n. Chr.) wieder mit solcher Macht auf die ger-
manischen Stämme jenseits des Rheines drückte, daß sie in ein Bundes-
verhältniß zu den Römern traten, durch welches ihre baldige Unterwer-
fung gesichert schien.
Die Karkomannen in Böhmen.
Auf der anderen Seite erschien den Römern die Macht Marbods
in Böhmen und Mähren mit Recht für ihre Donauländer gefährlich,
denn er sollte 70,000 Mann zu Fuß und 12,000 Reiter unter seinen
Befehlen haben, und wie leicht konnte er die anderen Stämme in seiner
östlichen und nördlichen Nachbarschaft zu einem Kriegszuge gegen die
Römer aufrufen und mit raublustigen Massen über die Donau und durch
die norischen Alpen bis Italien vordringen! Darum erhielt Tiberius
(6 n. Chr.) den Auftrag mit zwölf Legionen gegen die Markomannen
zu ziehen; aber Böhmen und Mähren sollten nicht römisch werden, die
vom Rheine in das Herz Deutschlands vordringenden Römerheere sollten
nicht durch die Mitwirkung eines aus Böhmen hervorbrechenden Heeres
unterstützt werden. In den pannonischen Provinzen brach ein so furcht-
barer Aufstand gegen die Römer aus, daß sich Tiberius durch einen
Frieden mit Marbod abfand und seine Macht gegen die Aufständi-
schen wandte, die ihn vollauf beschäftigten und nur durch großes Blut-
vergießen wieder zur Fügsamkeit gezwungen werden konnten (6—9
n. Chr.).
Die Schlacht im Ceutoburger Walde. Armin der Cherusker.
(. und 8. September, 9 Jahre nach Christi Geburt.)
Den Oberbefehl am Rheine hatte Augustus nach der Abberufung
des Tiberius dem Quinctilius Varus übergeben, einem unkriegerischen
Manne; der Kaiser wollte vorerst nicht weiter erobern, sondern die un-
terworfenen Landschaften zwischen dem Rhein und der Weser organi-
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