Die Schlacht im Tentoburger Walde. Armin der Cherusker. 957
begann der Rückzug, aber auch der Angriff. Die Germanen waren
durch neuen Zuzug verstärkt, die Reste der Legionen hielten sich nur
mühsam. Die Natur selbst schien mit dem Feinde verschworen; der
Regen siel in Strömen, der Sturm beulte in den Bäumen des Forstes;
„das thun unsere Götter, die uns gegen euch helfen!“ schrieen die Ger-
manen den Römern zu, und ihre Angriffe brachen endlich die römische
Schlachtordnung. Varus stürzte sich in sein Schwert, andere Befehls-
haber folgten seinem Beispiele, die unglücklichen Legionen wurden flie-
hend niedergemetzelt oder unterlagen nach mannhafter Gegenwehr; nur
ein Tbeil der Reiterei vermochte sich zu retten. So wurden drei Le-
gionen vernichtet (mit den beigegebenen Abtheilungen wenigstens 40,000
Mann) und ihre Abdler sielen in die Hände der verbündeten Germanen,
der Cherusker, Marsen, Brukterer und Chatten. Von den Gefangenen
wurden die vornehmsten den Göttern geopfert, die anderen wurden
deutsche Leibeigene.
Das ist die Schlacht im Teutoburger Walde C(in der Nähe von
Detmold); ihr verdanken wir es nach der Römer eigenem Geständnisse,
daß es eine deutsche Nation gibt und deutsche Sprache geredet wird,
denn Armin ist nach römischem Zeugnisse der Befreier Germaniens.
Als die Kunde von der schrecklichen Niederlage nach Rom kam, er-
schrack die Stadt und erschrack Augustus; verzweifelnd rief dieser mehr-
mals: Quinctilius Barus, gib mir meine Legionen wieder! Er machte
seinen Göttern große Gelübde und hob selbst in Rom Mannschaft aus,
mit der er das Rheinheer verstärkte, dessen Oberbefehl er dem Tiberius
übergab, damit derselbe Gallien vertheidige. Die Germanen aber zer-
#örten die römischen Lager und Kastelle in ihrem Lande und gingen
nicht über den Rhein.
Die Felyzüge des Tibe#rius und Germanihus (10—16 n. Chr.).
Tiberius hingegen überschritt den Strom, gewann auch wirklich
einige Vortheile, führte die Legionen aber doch wieder in ihre Stand-
duartiere am linken Rheinufer und begnügte sich, die germanische Zwie-
tracht zu unterhalten. Erst als Tiberius Kaiser war, zog der Sohn des
Drufus, der von seinem Vater den Ehrennamen Germanikus ererbt
hatte, mehrmals mit gewaltigen Heeren über den Rhein, richtete jedoch
im Ganzen gegen den Armin nichts aus (14—16 n. Chr.). Von da
an beschränkten sich die Römer auf die Vertheidigung des Rheines und
freuten sich, wenn die Deutschen einander ernstlich befehdeten.
KMarbods und Armins Schichsale.
Armin stand noch manches Jahr an der Spitze der Cherusker und
ihrer Bundesgenossen und besiegte als Bundesfeldherr den gewaltigen