Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

358 Das Reich der Cäsaren. 
Marbod in einer großen Schlacht. Dieser wurde von einem Geothen, 
Chatualda, gestürzt und flüchtete zu den Römern, welche er vergebens um 
Hilfe angegangen hatte; er starb nach 18 Jahren in Ravenna. 
Auch von Armin wurden die Romer durch die Deutschen befreit;. 
er war ihren Fürsten und Adeligen zu groß geworden und einer dersel- 
ben, Adgandester, bat den Tiberius um Gifst, damit er den Römerfeind 
aus dem Wege räumen könnte; doch Tiberius antwortete: „Die Römer 
rächen sich nicht durch Meuchelmord, sondern durch offenen Krieg.“ In 
seinem siebenunddreißigsten Jahre wurde Armin von seinen eigenen Ver- 
wandten ermordet, „weil er nach der Herrschaft strebe“; so verstand man 
schon damals die „deutsche Freiheit“. In den Heldenliedern des Bolkes. 
lebte er fort und auch in dem Gedächtnisse der Römer. 
HA#mische Kunde von den VGermanen. 
Die Römer beobachteten die Bewegungen in Dentschland unver- 
rückten Blickes; Armin hatte ihnen solche Achtung eingeflößt, daß sie- 
das germanische Volk als ebenbürtigen Gegner erkannten, und sie fan- 
den manches bei demselben, was sie gerne dem römischen Wesen einge- 
impft hätten, wenn es nur angegangen wäre. Von ihnen (vor allem 
von dem großen Geschichtschreiber Tacitus) rührt auch beinahe alles. 
her, was wir von unserer Vorzeik wissen. 
Die Germanen theilten sich selbst in drei große Stämme: 1) die 
rheinländischen Istärvonen, 2) die Ingdvonen, vom Ausflusse des Rheins. 
in den Nordseeländern hausend, und 3) die Hermionen (Herminonen), 
die suevischen und gothischen Völker, welche bald eine sehr wichtige Rolle 
zu spielen berufen wurden. Die Germanen verehrten den Thuisko und 
dessen eingebornen Sohn „Mann“ als Stammväter der Nation. Sie 
hatten verschiedene Götfer und Göttinen; die Verschiedenheit ihrer Re- 
ligion scheint in der Verschiedenheit ihrer Stämme und deren Wande- 
rungen gewurzelt zu haben. Den meisten gemein war jevoch die Ver- 
ehrung des Wodan (ihr Zeus; im angelsächsischen Wednesdap, und im 
Wodansheer, wildes Heer, des Volksglaubens hat sich eine Spur erhal- 
ten)), des Thor (Donnergott, der Fruchtbarkeit gibt) und des Kriegsgot- 
tes Thyr, Ziu oder Erk (daher Zinstag oder Erktag). Einige Stämme 
bauten Tempel, andere verehrten ihre Götter in heiligen Wäldern; sie 
opferten auch Menschen, besonders Kriegsgefangene. Den Willen der 
Götter erkannten sie aus verschiedenen Anzelchen, bierin waren sie den 
alten Völkern überhaupt gleich. Die Seele hielten sie für unsterblich; 
die Tapferen gelangten nach ihrem Glauben zu den Göttern in Walhalla 
(Wohnung der Starken), wo sie schmausten und sich an Kampfspielen 
ergötzten; Kampf und Schmaus galten auch als das höchste Glück in 
diesem Leben.
	        
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