Römische Kunde von den Germanen. 361.
ten sich deßwegen mit Gerstenbier begnügen, welches die Roͤmer ab-
scheulich fanden.
Kleider und Waffen.
Die Kleidung der Germanen hatte ein ärmliches Aussehen, wenig-
stens bei dem gemeinen Volke. Die Männer trugen ein viereckiges
Stück groben Tuches um den Leib, das später zu einem Ueberhemde
ohne Aermel, einer Art Kutte wurde (Chozzon im achten Jahrhundert),
die Frauen ein leinenes Gewand ohne Aermel mit rother Umsäumung,
ein Beweis, daß Wollen= und Flachsweberei bereits bekannt war. Ohne
Zweifel halfen im Winter Thierfelle oder Pelze nach, welche auch als
Bette dienten. Die Gerberei scheint unbekannt gewesen zu sein, obwohl
die Gallier sie verstanden; sonst wäre es kaum zu begreifen, warum die
Germanen sich keine ledernen Helme und- Panzer machten und den gut
gerüsteten Römern fast ohne alle Schutzwaffe gegenüber traten. Auch
ihre Angriffswaffen ließen sich mit den römischen nicht vergleichen; die
Schwerter waren sehr selten, wohl nur Beutestücke; allgemein hingegen
die framea, ein Spieß, den sie ebensowohl schleuderten als aus der
Hand gebrauchten; das Eisen an demselben war sehr scharf. Die Be-
kanntschaft mit den Römern mußte jedoch diesem Uebelstande abhelfen,
indem sie bessere Waffen erbeuteten oder durch Kriegsgefangene die Eisen-
lager ihrer Berge bearbeiten und bessere Waffen schmieden lernten.
Wanderlust.
Von dem Ackerbau der Sueven erzählt Cäsar, daß in jedem Gaue
fährlich ein bestimmtes Feld dem Anbaue überwiesen und nur ein Jahr
beuutzt wurde; es lag also wieder brach und diente zur Weide. Dies
deutet entweder darauf hin, daß die Sueven eben in dem Uebergange
von dem Nomadenleben zum ansäßigen begriffen waren, wo das urbare
Land der ganzen Markgenossenschaft noch gemeinschaftlich war, oder es
beweist, daß die suevischen Stämme eben in ihrer Wanderung einen
Halt gemacht hatten und zu einer weiteren entschlossen waren, sobald es
die Umstände erlaubten oder gebieten würden. Es ist auch wirklich nach-
gewiesen, daß die ostgermanischen Stämme von den Gegenden des kaspi-
schen Meeres und noch tiefer aus Asien nach Europa vorrückten, sich mit
slavischen und skpythischen Völkern herumschlugen oder mit ihnen gegen
andere germanische und nichtgermanische Völker Kriegsbündnisse machten.
In den weiten Steppen und Gebirgen des mittleren Asiens wie in den
Ebenen von Rußland und Polen waren die Bölker in steter Bewegung,
und die Schwingungen derselben erstreckten sich bis in das nordöstliche
Deutschland. Nur die festen Gränzen des römischen Reiches und seine
Rbein= und Donauarmeen verhinderten es, daß diese Völkerwogen nicht