Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

374 Das Reich der Cäsaren. 
die Gesetze, förderte Kunst und Wissenschaft, Ackerbau und Handel. Er 
nahm sich der armen Kinder an, welche von gewissenlosen Eltern ver- 
kauft, verstümmelt oder zu schlechtem Erwerbe mißbraucht wurden, auch 
die Sklaven beschützte er einigermaßen gegen die grausame Willkür ihrer 
Herren. In den Provinzen ließ er öffentliche Schulen errichten und 
gründete Anstalten, in welchen arme Kinder auf Kosten des Staates 
erzogen wurden. Die Stadt Rom verschönerte er durch große Bauten, 
denn es war seit Augustus üblich, daß sich die Kaiser dadurch ein Denk- 
mal errichteten. 
Trajan besiegt die Dacier (101— 106). 
Trajan war aber zugleich ein Krieger und Feldherr wie Julius 
Cäsar. Zuerst rächte er die Schmach, welche der Dacier Decebal unter 
Domitian dem Reiche angethan hatte. Er besiegte ihn nach fünfjähri- 
gem barten Kampfe (101—106), und der slolze Barbar gab sich 
selbst den Tod. Dacien (Walachei und Siebenbürgen) wurde römische 
Provinz und mit römischen Ansiedlern bevölkert. Unter Trajan über- 
schritten die Römer zum erstenmal die untere Donau, den mächtig ein- 
berflutbenden Ister; der Kaiser baute eine steinerne Brücke über den 
Strom, von der noch Reste (bei Czernetz) vorhanden sind und Zeugniß 
von römischer Baukunst ablegen. Auch eine in die Uferfelsen der Donan 
eingehauene Straße, welche theils als Leinpfad diente, theils die Strom- 
schnellen umging, beweist, wie die Römer die Wichtigkeit dieses Stro- 
mes augenblicklich erkannten. 
Parthischer Krieg (114—146). 
Trajan bändigte (114—116) auch den asiatischen Erbfeind Roms, 
die Parther. Kaiser Augustus hatte es durch Unterhandlungen und Dro- 
hungen dahin gebracht, daß dieselben die dem Krassus abgenommenen 
Fahnen herausgaben; unter Tiberius war ein parthischer Prinz, der in 
Rom als Geißel erzogen wurde, auf den parthischen Thron berufen, 
aber bald wieder verjagt worden, ohne daß ihn die Römer unterstügt 
hätten. Unter Nero brach wirklich ein Krieg wegen Armenien aus, den 
sein Feldherr Korbulo mehr durch Vergleich als durch die Waffen be- 
endigte. Trajan erhob sich gegen Koschru, ebenfalls wegen Armenien, 
das beide Reiche ansprachen. Er besiegte die Parther vollständig, er- 
oberte Armenien und Mesopotamien, Ktesiphon und Selcukia, und ge- 
währte den um Frieden bittenden Parthern denselben nur unter sehr 
harten Bedingungen. Zum Andenken an diese Siege errichteten die Rö- 
mer die noch stehende Trajanssäule, die 118 Fuß hoch ist; innen führt 
eine Wendeltreppe auf die Höhe der Säule, wo einst das Bildniß des 
Kaisers stand; außen herum sind über 2000 Figuren, Darstellungen aus
	        
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