Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

M. Ulpius Trajanus. 375 
seinen Feldzügen enthaltend, in halberhabener Arbeit kunstreich einge- 
hauen. Unter Trajan bekam das Römerreich seine größte Ausdehnung; 
außer Armenien, Mesopotamien, dem nördlichen Arabien wurde unter 
ihm der südwestliche Winkel Deutschlands zwischen Rhein, Main und 
Lech als agri decumates (Zehentland) römisch und mit Festungen und 
Gränzwällen versehen. Der große Kaiser starb 117 bei seiner Rückkehr 
in Kleinasien. 
Die Christenverfolgung. 
Trajfan war allerdings menschenfreundlich, so weit dies ein Römer 
sein konnte, das beißt, seine Menschenfreundlichkeit dehnte sich nicht wei- 
ter aus als auf die Angehörigen des Reiches, keineswegs aber auf 
fremde oder gar feindliche Völker, auf Verbrecher u. s. w.; gegen diese 
war jeder Römer unmenschlich. Auch Trajan achtete das Blut gering, 
wenn es nicht römisches war, und er gab Mordspiele, wie der römische 
Nöbel solche noch nie gesehen hatte. Sie dauerten 103 Tage; in den 
Thierkämpfen kamen täglich 1000 Thiere um, an Haupttagen wohl 
10,000, bei den Fechterspielen kämpften 10,000 Gladiatoren auf einmal. 
Trajan war auch der erste Kaiser, welcher eine große Christenver- 
folgung über das ganze Reich anordnete. Die Christen galten bei den 
Römern als eine jüdische Sekte, und der Haß, welcher die Inden traf, 
wurde auch den Christen unbeilbringend. Unter Trajan war der jüdische 
Fanatismus mit solcher Wuth ausgebrochen, daß in Aegypten, der Ky- 
renaika und auf Kppern, in welchen Gegenden die Juden besonders 
zahlreich lebten, 460,000 Römer und Griechen auf das grausamste er- 
mordet wurden; in Kprene umgürteten sich die Mörder mit menschlichen 
Eingeweiden. Trajan gab dem Luskus den Befehl, die Aufständischen 
zu züchtigen, und man kann sich denken, wie die römischen Soldaten 
unter diesen Juden aufräumten. 
Nun hörte aber Trajan, daß die Christen alle Götter läugnen, 
weder Tempel besuchen noch Opfer darbringen, und daß ihr Glaube be- 
sonders bei dem gemeinen Volke so stark um sich greife, daß bereits 
Tempel und Altäre verlassen daständen. Ließ sich Trajan über die Sache 
von heidnischen Römern näheres berichten, so erfuhr er: den Chri- 
sten ist die römische Religion ein Werk der Lüge und Verworfenheit; 
römischer Götterdienst ist in ihren Augen das schändlichste, was ein 
Mensch begehen kann; ein römischer Eid ist für den Christen unmöglich, 
ebenso eine römische Ehe; selbst dem Kriegsdienste müssen die Christen 
sich entziehen, weil sie den Militäreid so wenig schwören, als den mili- 
tärischen Opfern beiwohnen können; keine Rede davon, daß ihnen die 
Cäsaren göttlicher Ehre würdig erscheinen, sie glauben im Gegentheile, 
daß dieselben, wie alle andern Menschen, die nicht des christlichen Glau-
	        
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