Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

P. Aelius Hadrianus. 9377 
der Fanatismus der Juden sei ihnen fremd.“ Er schrieb darüber dem 
Kaiser und meldete ihm, daß die Christen sich versammeln und dem 
Christus als einem Gotte Loblieder singen, daß sie aber auch geloben 
nicht zu stehlen, die Ehe nicht zu brechen, und hob besonders hervor, 
daß sie einander getreulich unterstützten. Auf dieses Zeugniß billigte 
der Kaiser das Verfahren seines Statthalters, der auf die Christen nicht 
fahndete und schriftliche Anklagen ohne Unterschrift nicht beachtete, aber 
strafte, d. h. hinrichten ließ, wenn sich ein Christ bei ihm selbst anzeigte, 
denn es gab solche, welche dieses thaten, um Martpyrer zu werden. So 
bekamen die Christen wieder einige Ruhe, doch war die Verfolgung nicht 
förmlich aufgehoben, und die Statthalter wurden auch nicht gehindert, 
gegen die Christen zu wüthen, wenn sie ein grausames Gelüsten anwan- 
delte. Allein gerade die Verfolgung stärkte das Christenthum, es ver- 
breitete sich mehr und mehr, während die klassische Religion und Philo- 
sophie sich vergebens bemühten, den todten Glauben zeitgemäß umzuge- 
stalten und dadurch wieder lebendig zu machen. 
V. Aelius Hadrianns (117—138). 
Man sagte, daß dieser Kaiser durch Trajans Wittwe Plotina seine 
Würde erhalten habe, indem diese den Tod ihres Gemahls einige Tage 
verheimlichte und die Urkunde der Adoption im Namen des Kaisers aus- 
stellte, der selbst keinen Nachfolger ernannt hatte. Sei dem wie ihm 
wolle, die Regierung Hadrians war ein Glück für Rom und das Reich. 
Er war menschenfreundlich wie Trafan, ein Beschützer der Künste und 
Wissenschaften und beförderte wie sein Vorgänger den öffentlichen Unter- 
richt. Um den Zustand seines großen Reiches aus eigener Anschauung 
kennen zu lernen, durchwanderte er in dreizehn Jahren fast alle Provin- 
zen, hörte Klagen und Bitten an und half verarmten Städten und Land- 
schaften wieder auf. Besonders begünstigte er Atben, das er erweiterte 
und verschönerte, wofür ihn die Athener auf alle erdenkliche Weise ehrten. 
In seiner olitik wich er von dem trajanischen Gange beträchtlich 
ab. Trafan hatte dem Senate wieder einige Rechte eingeräumt, so daß 
der Schriftsteller Tacitus sagen konnte, dieser Kaiser habe sonst unver- 
trägliche Dinge, nämlich Herrschaft und Freiheit, mit einander geeinigt; 
Hadrian aber nahm dem Senate und den Prätoren ihren bisherigen 
Antheil an der Gesetzgebung, dem Gerichtswesen und der Verwaltung 
und schuf dafür eigene Aemter, deren Inhaber der Kaiser unmittelbar 
ernannte und dirigierte. Die Edikte der alten Prätoren ließ er sammeln, 
damit die Richter nach einer bestimmten Norm sprechen konnten; sein 
edictum perpetuum ist demnach das erste eigentliche Gesetzbuch der 
Römer, und von dieser Zeit an nimmt die Rechtsgelehrsamkeit einen 
merkwürdigen Aufschwung.
	        
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