378 Das Reich der Cäsaren.
Obgleich in der Kriegskunst nicht unerfahren, zog er den Frieden
dem Kriege vor. Er gab den Parthern die trajanischen Eroberungen
zurück und machte den Euphrat und die arabische Wüste zur Gränze
des Reiches. In Britannien zog er den Piktenwall (von Tyne bis
Newcastle) gegen die kriegerischen Kaledonier, und im südwestlichen
Deutschland verstärkte er die Gränzfesten durch zusammenhängende Werke
(vallum Hadriani). Er wies die Römer also wieder auf den Vertheidi-
gungskrieg, von welchem Trajan abgegangen war, und lieferte damit
zugleich ein Zeugniß, daß es mit dem Römerthum zu Ende gehe.
Aufstand der Juden (137—135).
Unter ihm erregten die Juden in Palästina noch einmal einen
blutigen Aufstand; Hadrian beschränfte sie nämlich in der öffentlichen
Ausübung ihres Kultus und baute (126) an die Stätte Jerusalems
eine römische Kolonie und auf den Moriah einen Tempel des Jupiter
Kapitolinus; dem Kaiser und dem Gotte zu Ehren hieß die neue Ko-
lonie Aelia Kapitolina. Darüber geriethen die Juden in neue Wuth
und unter einem falschen Propheten, der sich Bar Kochba, Sohn des
Sterns, nannte, versuchten sie noch einmal Gott und das Glück der
Waffen (135). Die Römer metzelten über eine halbe Million nieder,
zerstörten über 1000 Städte und Flecken und machten Judäa zur
Einöde. Bei Todesstrafe durfte sortan kein Jude sich in Jerusalem sehen
lassen; nur einmal im Jahre war es ihm gegen Erlegung einer Abgabe
erlaubt, auf den Trümmern seiner Stadt zu weinen und die alten Klag-
lieder zu singen.
Hadrians Leben war nicht fleckenlos und er gab den durch Trajan
verwöhnten Römern manchmal Anlaß zur Unzufriedenheit. Er war ihnen
auch zu gelehrt und ging zu viel mit Gelehrten um, ließ sich zu viel
von den Griechen schmeicheln und verweilte zu gerne in Athen und
Alerandrien, wo ihm sein Liebling Antinous im Nil ertrank und darauf
unter die Götter und die Gestirne versetzt wurde. Gegen das Ende
seines Lebens wurde er gemüthskrank und argwöhnisch; vier Senatoren
ließ er in dieser Stimmung willkürlich hiurichten. Indessen wurde er
doch nach seinem 138 erfolgten Tode unter die Götter erhoben.
Arrius Antoninus Pi#us (138—161).
Friedliche Reglerung.
Die 23fährige Regierung dieses Kaisers, den Hadrian adoptiert
hatte, war eine Zeit der Ruhe, des Friedens und der Wohlfahrt. Unter
ihm wurde kein Bürgerblut vergossen und auch kein auswärtiger Krieg
von Bedeutung geführt; nur an der Donau bekämpften seine Feldherren