Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

388 Oas Reich der Cäsaren. 
durch sowie durch anhaltende Seuchen zur Verzweistung getrieben, ließen 
die Bauern in vielen Gegenden den Acker brach liegen und liefen in 
die Wälder, wo sie als Jäger und Räuber hausten. Gallienus wurde 
vor Mailand ermordet, als er den Gegenkaiser Aureolus belagerte und. 
empfahl sterbend seinen Feldherrn M. Aurelius Klaudius zum Nachfolger. 
Alanbius (268—270). Nurelianus (270—275). Caci#us (275). Pro##us (276—282). 
Karns (282—283). NMumerianus (283—284). 
Dieser besiegte die Gothen in einer großen Schlacht bei Nissa und 
Hunger und Seuchen zwangen sie vollends zum Rückzuge; aber auch 
Klaudius fiel als Opfer der Pest. Wie Gallienus den Klaudius, so 
hatte dieser den Aurelianus empfohlen. Aurelian hatte von Jugend auf 
im Heere gedient und sich durch kriegerisches Verdienst immer höber ge- 
schwungen, bis ihn endlich das hilfsbedürftige Reich als Kaiser begrüßte. 
Seine Soldaten nannten ihn „Aurelian Hand am Schwert“ und sangen 
in Kriegsliedern die Thaten seiner persönlichen Tapferkeit. Er bielt 
außerordentlich strenge Kriegszucht, stellte überall die Ordnung her, be- 
strafte selbst kleine Bergehen hart und vielmal grausam; er war auch 
der erste Kaiser, welcher das Diadem trug. Aus Italien eilte er nach 
Ungarn, um die eingefallenen deutschen Stämme hinauszutreiben. 
Unterdessen brachen aber die Alemannen in Italien ein, vernichteten 
ein römisches Heer und drangen gegen Mittelitalien und Rom vor. 
Die Stadt zitterte, man fragte die sibyllinischen Bücher und opferte 
Menschen. Doch der eilig zurückgekehrte Aurelian besiegte den Feind in 
schweren Schlachten und trieb ihn aus Italien; vorsichtig umgab er als- 
dann die Stadt mit größeren und festeren Mauern. Hierauf zog er 
gegen die Germanen in Dacien; nach einer unentschiedenen Schlacht 
schloß er mit diesen Frieden und überließ ihnen die Provinz; die meisten 
römischen Einwohner zogen über die Donau nach Mösien und der Strom 
war hier wieder die Gränze wie vor Trajan. 
Im Jahre 273 unternahm der Kaiser einen Feldzug gegen die 
Wittwe des Odenathus, die berühmte aber sonst wenig bekannte griechisch- 
orientalische Königin Zenobia von Palmyra, welche von da aus Sprien, 
Pbönikien, Aegppten und einen Theil Kleinasiens beberrschte. Bei An- 
tiochia und Emesa (Hems) siegte Aurelian. Zenobia wurde in Palmyra 
belagert und als sie die Stadt nicht länger halten konnte, entfloh sie 
auf Kameelen; sie wurde aber eingeholt und in Rom im Triumphe auf- 
geführt. Ihre Räthe ließ der Kaiser binrichten, und als Palmyra einen 
Aufstand wagte, wurden die Einwohner niedergehauen oder gefangen 
fortgeführt, die Stadt aber zerstört; traurig schauen noch heute hohe 
Säulen eines Apollotempels in die öde Wüste. Nachdem Aurelian in Gal- 
lien auch den Usurpator Tetrikus besiegt hatte, feierte er in Rom einen
	        
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