Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Konstantins Söhne. Julian der Abtrünnige. Jovian. 395 
seine Schwester Helena und schickte ihn als Cäsar nach Gallien. Hier 
waren Franken und Alemannen eingefallen, hatten Köln, Mainz und 
andere Städte erobert und alle Einwohner umgebracht. Julian gewann 
die Städte wieder, besiegte den Feind in vielen Gefechten, die Alemannen 
insbesondere 357 in der großen Schlacht bei Argentoratum (Straßburg). 
Ihren Herzog Chnodomar nahm er gefangen und schickte ihn nach Rom, 
wo er am Heimweh starb; wenn er berühmt werden wolle, hatte diesem 
seine Mutter gesagt, so müsse er Großes bauen oder Großes zerstören; 
das letztere war ihm nun schlecht genug geglückt. Als Konstantius einen 
Theil des Heeres von Julian zum Perserkriege verlangte, riefen die 
Soldaten diesen zu Lutetia Parisiorum (Paris) zum Augustus aus 
(360). Eben sollte der Krieg zwischen Neffen und Oheim beginnen, 
als Konstantius in Kilikien starb und Julian, der einzige noch übrige 
Sprößling aus Konstantins Hause, friedlich den Thron besteigen konnte. 
Julian der Abtrünnige (361—363). Jovian (363). 
Als Kaiser wandte sich Julian nach einiger Verstellung öffentlich 
von dem Christenthume ab zu den Göttern. Julian besaß unbestreitbar 
manche schöne geistige Anlage, der Grundton seines Charakters war aber 
eitel und phantastisch, was er gerade als Kaiser am meisten zeigte. 
Seine Erziehung war eine durch und durch verkehrte, und während man 
den jungen Prinzen von allem Heidnischen möglichst ferne hielt, ver- 
säumte man es ihm die christliche Wahrheit zu öffnen. 
Der kaiserliche Hof mit seinen Hofbischöfen, Eunuchen und Sklaven, 
die Ermordung der verdächtigen Familienglieder, die Bruderkriege u. s. w. 
waren auch nicht geeignet, dem Julian die christliche Monarchie in einem 
schönen Lichte zu zeigen; die Vernichtung seiner Familie durch den 
christlichen Kaiser Konstantius und seine eigene Gefahr (als 6jähriger 
Knabe entging er mit Mühe den Mordknechten seines Oheims) mußten 
ihn überdies zur Verstellung führen, wenn sie nicht in seinem Charakter 
lag. Als Jüngling konnte man ihn von dem Verkehre mit den Heiden 
nicht mehr abschließen, um so weniger, als er eine ganz literarische Rich- 
tung zu nehmen schien, die ungefährlichste, die ein Prinz einzuschlagen 
vermag. Die heidnische Partei war noch immer sehr stark, namentlich 
hatte sie unter der Gelehrtenwelt einen bedeutenden Anhang und be- 
rühmte Schulen in Athen, Alerandrien, Pergamum, Nikomedia, wo sich 
auch Christenjünglinge in der Rbetorik und den Wissenschaften unter- 
weisen ließen, welche ein damaliger Rechtsgelehrter und Beamter er- 
lernen mußte. Die heidnischen Gelehrten freuten sich der Neigung, welche 
den Julian zu dem verbotenen Genusse der heidnischen Früchte trieb, in 
ihm schien ein Stern der Hoffnung aufzugehen. Den Prinzen bezauberte 
die alte klassische Welt, und sene Heiden, die Großes gethan hatten,
	        
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