Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Roms Verwüstung durch Genserich. Die letzten Zeiten d. west-röm. Reiches. 403 
Pulsader zersprang ihm und der Weltverwüster erstickte in seinem Blute. 
Ihn nannte seine Zeit die Geißel Gottes, mit welcher er die Völker 
züchtige, und noch lange erhielt sich der Volksglaube, daß da kein Gras 
mehr wachse, wo der Huf seines Rosses aufgetreten sei. Die Nieder- 
lage der Burgunder, das Mordfest auf den katalaunischen Feldern aber 
wurde in der Heldensage zu der „Nibelungen Noth“, und Jahrhunderte 
lang sah die rege Einbildungskraft der Umwohner der Walstatt die Schaa- 
ren der Erschlagenen die gräuliche Schlacht nächtlicherweile fortsetzen. 
Nach Attilas Tod zerfiel sein Reich; die deutschen Stämme machten 
#r frei, Ellak blieb in einem Treffen, die Hunnen wurden zwischen das 
chw#e und kaspische Meer zurückgedrängt, wo sie unter den einwan- 
dernden arkischen Stämmen im sechsten Jahrhundert verschwinden. Die 
Ostgothen wonnten seitdem in Ungarn bis Wien, weiter abwärts ließen 
sich die Gepiden „ieder und an der oberen Donau die Sueven. 
Den Astius toete 454 der Kaiser Valentinian mit eigener Hand, 
und er selbst wurde im folgenden Jahre umgebracht. 
Noms Vermwigung vurch Genserich (455). 
Hatte Rom den Attila nict gesehen, so mußte es dagegen die 
ganze Wuth des Vandalen Genseria, erfahren. Dieser landete mit seiner 
Raubstotte bei Ostia und zog Ende Mai 455 in das zitternde Rom ein, 
wo damals ein weiter unbekannter Petronius Herrscher genannt wurde. 
Volle vierzehn Tage wurde die Stadt ausgeplündert. Was die Gothen 
übrig gelassen hatten, die Kirchengeräthe, die bronzenen Verzierungen, 
das vergoldete Tempeldach des Kapitols, nahmen die Vandalen mit und 
dazu viele tausend Gefangene, unter diesen die Kaiserin Eudoria mit 
zwei Töchtern. Rom hatte es abermals nur den Bitten des Papstes 
Leo zu verdanken, daß es nur ausgeplündert und nicht auch verbrannt 
wurde. 
Elftes Kapitel. 
Die letzten Zeiten des weströmischen Neiches (455— 478). 
Romulus Augustulus. 
In dieser Noth wurde Avitus in Gallien zum Kaiser ausgerufen, 
schon 456 aber durch Rikimer, einen suevischen Feldherrn, vom Thron 
gestoßen, zum Bischof von Placentia gemacht und nachher ermordet. 
Darauf erhob der Sueve den nicht untüchtigen Majorian; dieser rüstete 
mit den Westgothen eine starke Flotte gegen Genserich, aber der Van- 
dale nahm einen Theil derselben an der spanischen Küste weg. 461 
26“
	        
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