32 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
durch den Landhandel nach Gallien und an das adriatische Meer, wo
ihn die Phönikier eintauschten. Eine Waare, damals eine der allerwich-
tigsten, so daß sie als allgemeines Tauschmittel galt, waren die Sklaven,
und die Phönikier trieben diesen Handel im Großen; sie raubten und
stablen auch Kinder, was sie bei den Griechen in üblen Ruf brachte.
Die Phönikier waren aber nicht bloß Kaufleute, sondern trieben
auch mannigfaltiges Gewerbe, dessen Erzeugnisse sie weithin ausführten.
Von den Hirten Arabiens und Palästinas kauften sie Wolle (wozu
hätten sonst den Patriarchen ihre zahllosen Schafe viel genützt 7), ver-
woben sie zu Tüchern und gaben diesen eine prachtvolle und dauerhafte
Färbung (Purpur), deren Bereitung wahrscheinlich verloren ist. Die
Erfindung des Glases wird ihnen (mit Unrecht) zugeschrieben; doch
war dasselbe in alter Zeit nicht so wichtig wie jetzt, weil man es
weder zu Fenstern, noch zu den gewöhnlichen Gefäßen brauchte, son-
dern zur Ausschmückung der Paläste benutzte oder zu Glaskorallen
und ähnlichem Zierrathe verwendete. Besonders berühmt waren sie als
Metallarbeiter; sie lieferten Waffen, kupferne Kessel und Becken, Gegen-
stände, welche bei rohen Völkern besonders geschätzt sind. Aus Gold und
Silber machten sie Trinkgefäße und Tafelgeschirr, Halsbänder und an-
deren Schmuck. Als Baumeister bezeichnet sie die Bibel; Salomo ließ
durch sie den Tempel bauen und schmücken und bezahlte sie mit Korn,
Wein und Oel, denn es ist leicht begreiflich, daß der schmale Küstenstrich
Phönikiens bei weitem nicht hinreichend Lebensmittel für die große Volks-
menge der phönikischen Städte liefern konnte. Gewöhnlich wird ihnen
auch die Erfindung der Buchstabenschrift nachgerühmt und Thaut als
Erfinder genannt; Thaut ist aber der Name eines Gottes, der dem
griechischen Hermes (auch Kadmus genannt) entspricht, also ist die ganze
Sage von seiner Erfindung ein Mythus; daß aber durch die Phönikier
die Buchstabenschrift nach Griechenland gebracht wurde, scheint durch die
Sage, die Form, sowie durch die Namen der Schriftzeichen erwiesen.
Große Eroberungen machten die Phönikier nicht; sie scheinen sich
begnügt zu haben, wenn ihnen an den fremden Küsten freier Verkehr
gestattet wurde, und sie einen Hafenort als Marktplatz gründen durften;
auch bequemten sie sich zu den Gebräuchen und Sitten anderer Völker,
selbst zu denen der abstoßenden Aegpptier. Ihre bedeutendste Kolonie
wurde Karthago in Nordafrika, wo ihnen auch Utika und Leptis den
Ursprung verdankten; auch auf Kppern, Kreta, Rhodus, Thasus hatten
sie Niederlassungen, ebenso auf Sicilien, Sardinien und den balearischen
Inseln. Am wichtigsten waren die Kolonieen in Spanien, das durch sein
Silber ihr Peru wurde, und ihnen außerdem Wein, Oel und Getreide
bot; als Hauptplatz galt Gades (Kadir), das um 1100 v. Chr. gegrün-
det wurde. Das Stromgebiet des Bätis (Guadalquivir) nannten sie