Phönikien. 33
Tarschisch (Tartessus) und die großen, für die weite Fahrt ausgerüste-
ten Schiffe Tarschischfahrer.
Schichsale Phönibiens.
Kriegerischer Unternehmungsgeist zeichnete die Phönikier nicht aus;
ihr Streben war auf friedlichen Gewinn gerichtet, und schon ihre Volks-
zahl konnte den Anforderungen ihrer Industrie und Schifffahrt nur dann
genügen, wenn sie nicht durch Krieg in Anspruch genommen wurde. Ihre
Städte hatten daber Besatzungen aus Söldnern, die sie aus stammver-
wandten Astaten anwarben. Ihr großer Reichthum reizte alle Eroberer,
denen nur Tyrus längere Zeit trotzte; so dem Nebukadnezar, vor dem
die Tprier, als die alte Stadt auf dem Festlande aufgegeben werden
mußte, in die benachbarte Inselstadt flüchteten, die als Neu-Tyrus auf-
blühte. Die anderen Städte bequemten sich in der Regel zu einem leid-
lichen Frieden, bezahlten Tribut, und lebten nach ihren hergebrachten
Einrichtungen. Nur tyrannischer Druck trieb sie später (unter dem grau-
samen Könige Ochus) zur Empörung gegen die Perser; Sidon, das
an der Spitze gestanden, wurde zur Ergebung gezwungen, und als die
Perser die vornehmsten Bürger hinrichten wollten, verbrannten sich die
Sidonier mit. ihrer Stadt (351). Tprus wurde 332 durch Aleran-
der den Großen zerstört, welcher dadurch dem Nationalhasse der Grie-
chen gegen die Phönikier ein Opfer brachte. Als der gleiche Eroberer
durch die Gründung von Alerandrien dem Welthandel einen anderen
Stapelplatz anwies, verkümmerten die phönikischen Städte rettungslos;
nur Berytus ist in neuer Zeit wieder zu großer Bedeutung gelangt.
Phönihische Neligion.
Schon oben wurde gesagt, daß die Phönikier auch durch die Reli-
gion ihre Abstammung von Babpylon beurkunden; sie verehrten wie jene
Semiten am Euphrat besonders Sonne, Mond und Erde, von denen
die Sonne nach ihrer verschiedenen Stellung und Macht als die gewal-
tige und oft verderbliche im Hochsommer, als schwächer werdende herbst-
liche Sonne, als zu neuer Kraft emporsteigende Frühlingssonne unter
verschiedenen Namen und mit verschiedenen Festen, Trauer= und Freuden-
sesten am meisten gefeiert wurde. Als Moloch (König oder Herr) hatten
sie ein ehernes Bild, das, rothglühend gemacht, in seine Arme geschlach-
tete Kinder aufnahm, welche von den eigenen Eltern dargebracht wurden.
(Auch bei den Karthagern kamen Menschenopfer vor, und noch später
wurden die Chaldäer in Italien beschuldigt, daß sie insgeheim zu ihren
Zaubereien Knaben opferten, gerade wie im Mittelalter die Juden Christen-
knaben stehlen, schlachten und mit ihrem Blute zaubern sollten; sicher
Bumiller, Gesch. d. Alterth. 3