40 Die ältesten Völler bis zur Gründung der Persermonarchie.
allmählig bis zu seinem Feldherrn erhoben, weil er ein kluger und ein-
schmeichelnder Mann war. Amasis aber trat zu den Rebellen über und
gewann als deren Anführer den Sieg. Der schlaue Emporkömmling be-
zeugte sich auf der einen Seite sehr ägpptisch-religiös, baute und ver-
schönerte Tempel mit einem ungeheuern Aufwande, schenkte Grundstücke
und vergabte reichlich, schloß sich aber auf der andern Seite noch inniger
an die Griechen, nachdem er sich der Herrschaft versichert hatte. Er be-
hauptete Kypern, verbündete sich mit Polpkrates von Samos, mit dem
Griechenfreunde Krösus von Lydien, mit Kyrene; endlich räumte er den
Griechen Naukratis ein, das eine der bedeutendsten Handelsstädte da-
maliger Zeit wurde. Amasis war noch weniger ein altgläubiger Aegyp-
tier als Necho und Apries, denn er stiftete in die griechischen Tempel
Weihegeschenke, und als die Delphier für ihren abgebrannten Apollotempel
um eine Beisteuer baten, gab er allein mehr als alle Griechen in Aegyp-
ten, welche sich doch für das größte Heiligthum ihrer Nation bedeutend
angestrengt hatten. Auch in seiner Lebensweise war er kein Altägpptier;
er liebte die Freuden der Tafel und dazu muntern Scherz und Spaß;
er war übrigens auch kein Phargonensohn, den die ernsten Priester er-
zogen hatten und Priestersöhne bedienten, sondern ein glücklicher Soldat,
der den Thron gewonnen hatte. Unter ihm drang das griechische Wesen
also noch tiefer ein, als unter den vorangegangenen Saitern, und Aegyp-
ten mochte dem alten wohl nicht mehr ganz gleich sehen. Da stand Nau-
kratis, die feste Handelsstadt der Griechen, mit Tempeln und Altären
griechischer Götter; auf einer Oase zwischen dem Ammonium und Aegyp-
ten war eine zweite griechische Niederlassung, welche vielleicht schon Psa-
metich II. den Samiern eingeräumt hatte. Griechische Kaufleute durch-
zogen Aegypten und besetzten die Bazare der Städte, und da trieben sich
auch die Dolmetscher herum, welche zu halben Griechen geworden waren.
Diese führten viel Wein in das Land, daher hielten sich die Aegyptier
seitdem viel mehr an den Feuertrank, als an den bierähnlichen Saft,
den man aus Getreide bereitete. Auch sonst scheint der Einfluß der
Griechen manchen Aegyptier leichtsinniger gemacht zu haben, obwohl die
Masse des Volkes der alten Sitte und den alten Göttern treu blieb.
Doch waren die Tage Aegyptens gezählt; der Perser Kambyses rüstete
gegen Amasis, den ein glücklicher Tod vor dem Schicksale des Apries
bewahrte, nachdem er 44 Jahre Aegypten glücklich regiert hatte, welches
während dieser Zeit des Friedens zu frischem Wohlstande aufgeblüht war
(570—526).
Sein Sohn Psametich III. herrschte nuur wenige Monate, als das
Perserheer unter dem wilden Kambyses vor Pelusium erschien. Ein Ueber-
läufer aus dem griechischen Söldnerheer hatte den Wegweiser durch die
Waste gemacht; darum tödteten seine Kameraden die Kinder des Treu-