44 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
der eine halbe Stunde im Umfange einnahm. Es stehen noch 100 Säu-
len der ehemaligen Halle, von denen die schwächsten 7½“, die größten
(Hei einer Höhe von 70“ im Durchmesser 12“ balten. Der äußere Ver-
schluß des Tempels, der Vorhof, umgibt Hügel und Teiche. Der Weg
von Karnak nach dem ¼ Stunde entfernten Lurxor enthält zu beiden
Seiten eine zahllose Menge von Sphinxren (Symbol der Königsgewalt),
Thierbildern, Säulen u. s. w. Luxor ist ebenfalls auf eine Tempelruine
gebaut; seine 2000 Bewohner haben sich auf den Decken und Galerien
des Tempels eingenistet, welche dennoch unbewohnt scheinen. Noch stehen
14 Säulen von 11“ Durchmesser, vor dem Thore zwei Statuen von
rosenfarbenem Granit und ihnen gegenüber zwei Obelisken, 100“ hoch,
aber 30“ im Sande steckend; das kieselharte Gestein ist ganz mit Hiero-
glpphen bedeckt, und man muß über die Härte des Meißels staunen, der
so festes Korn angriff, sowie über die Maschinen und die Arbeit, welche
erfordert wurden, solche ungeheure Massen aus den Steinbrüchen des
östlichen Felsengebirges auszumeißeln, zu heben und an den Ort ihrer
Bestimmung zu schaffen. Die Alten bewunderten ferner das Labyrinth,
ein Gebäude mit 12 bedeckten Höfen, deren Thore einander gegenüber-
standen, sechs gegen Norden und sechs gegen Süden. Dasselbe zählte
1500 Gemächer über der Erde, und ebenso viele unter der Erde, in
welche Herodot aber nicht geführt wurde, weil darin Begräbnisse waren.
— Ein großes Unternehmen war auch der See Möris, 15 Meilen im
Umfange, größtentheils durch Menschenhände gegraben, im Seitenthale
des Nil, dem heutigen Fayum. Er war bestimmt, bei der Ueberschwem-
mung des Nil das überflüssige Wasser aufzunehmen, welches später zur
Bewässerung der Felder wieder abgelassen wurde. So ließ sich Herodot
erzählen, aber schon Strabo erklärt den See für einen natürlichen See,
was die neuesten Untersuchungen bestätigen, daher man annimmt, daß
auf der konveren Fläche oberhalb des Sees große Stauwerke angelegt
waren, welche zu nachhaltiger Bewässerung benutzt wurden.
Wissenschaft der ägyptischen Priester. Die Hieroglyphen.
Das Alterthum schrieb den ägpptischen Priestern Außerordentliches
zu, nicht bloß in der Astronomie und Geometrie, Geschichtskunde und
gesetzgeberischen Weisheit, sondern es glaubte dieselben im Besitze großer
Geheimnisse der Natur, durch die sie zaubern könnten, und man erzählte
eine Menge angeblich beglaubigter Beispiele. Dies erinnert sehr an die
Chaldäer, und wenn man ferner weiß, daß die Priester eine ziemliche
Anzahl Orakel in ihren Tempeln hatten, durch welche sie die Götter zu
den Menschen reden lassen konnten, und wirklich jedesmal so reden ließen,
wie sie es für angemessen fanden, so müssen wir zugeben, daß die ägyp-
tischen Priester ihr Volk geflissentlich in Unwissenheit erhielten. So war