Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

46 Die Alesten Bölker bis zur Gründung der Persermonarchie. 
zog Abraham nach Westen und kam in die weidereichen Gegenden Ka- 
naans, wo er als Fremdling Aufnahme fand, und durch Reichthum, Gast- 
lichkeit, sowie durch kriegerische Entschlossenheit bei Fürsten und Stämmen 
zu hohem Ansehen gelangte. Dies Land zeigte ihm der Herr als die 
künftige Heimath des Volkes, das von ihm abstammen und von dem 
aus der Segen Gottes über alle Völker der Erde ausgehen sollte. Diesen 
Glauben übergab Abraham (#. 2042 v. Chr.) seinem Sohne als ein 
heiliges Vermächtniß und dieser den Enkeln und Urenkeln; so bewahrten 
die Erzväter die Verheißungen Gottes für das gesunkene Menschenge- 
schlecht und wurden geistiger Weise die Stammväter eines neuen Men- 
schengeschlechts. 
Der Urenkel Abrahams C(d. h. Vater der Völker), Joseph, der durch 
wunderbares Schicksal der erste Mann nach dem Pharao im Lande 
Aegypten geworden war, berief seinen greisen Vater Jakob und seine 
Brüder zu sich und räumte ihnen die Triften Gosens, zwischen dem 
Nil und der arabischen Wüste Etham, ein (1927 v. Chr.). IJn 
Aegppten wuchs die Familie des Jakob während 430 Jahren zu einem 
Volke heran, das von dem Hasse und der Furcht der Aegpptier viel zu 
dulden hatte. Dadurch wurde es seiner ägypptischen Heimath (Aegppten 
hat noch jedes Volk durch seine Natur, seinen „süßen“ Nil und die 
Fruchtbarkeit des Bodens wie durch einen Zauber gefesselt) entfremdet 
und für den Ruf des Moses empfänglich, der es auf Gottes Befehl 
nach Kangan, seiner hohen Bestimmung entgegen führen sollte (1497 
v. Chr.). Wie Gott Männer, welche Er zu großen Dingen erwählt 
hat, wunderbar aus Gefahren errettet und den Lauf der Ereignisse zu 
ihren Gunsten lenkt, so leitete Er auch das auserwählte Volk durch 
Meer und Wüste, denn es war sein Rathschluß, daß durch Jêrael die 
Völker der Erde sollten gerettet werden. Am Berge Sinai, der sich in 
seinen Granitfelsen zu 8000/“ aus der Wüste erhebt und bis nach Aegyp- 
tens Grenze schaut, gab Er Jerael die zehn Gebote; die Erde erbebte 
und die Decke des Himmels flammte in Blitzen, als der Allmächtige 
sprach, das Bollwerk des Glaubens errichtend, das wie ein himmelan- 
strebendes Gebirge über alle menschlichen Einrichtungen und Satzungen 
emporragt und den im Treiben des alltäglichen Lebens, in den dunstigen 
Schichten der Erwerb= und Genußsucht befangenen Sinn zum Himmel 
emporrichtet. 
Aber Jerael hing doch an Aegypten; die wasserarmen Wüsten und 
Steppen erregten seine Sehnsucht nach dem Nillande, Entbehrung und 
Mangel nach den verlassenen Fleischtspfen; das verdorbene Volk wurde 
durch Gottes sichtbares Walten ebenso wenig gründlich bekehrt, als es 
sich durch die Strasen, welche die Frechsten hinwegrafften, zu unwandel- 
barem Gehorsam und Glauben bewegen ließ. Darum mußte alles
	        
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