Das Königthum. 55
Schutz, die Ungerechtigkeit ihre Strafe. Sie waren die Herolde des
göttlichen Gebotes, der Verheißungen, aber auch die Verkünder des Zor-
nes, welcher die Abtrünnigen zermalmen sollte. Doch das Volk war
nicht mehr, wie es in besseren Zeiten gewesen war, die alte theokratische
Verfassung war für das gesunkene zu hehr; diese eignete sich für ein
gottergebenes, frommes Volk, nicht für ein zerrüttetes. Ein solches be-
durfte des Zügels und des Spornes, wenn es nicht den Eingebungen
seines Muthwillens folgen oder sich schlaffer Trägheit hingeben sollte.
Das fühlte es selbst, und als zudem Samuels Söhne nicht auf dem
Wege ihres Vaters wandelten, verlangte es von ihm einen König, der
es anführe im Kriege und als oberster Richter das Recht spreche.
Das önigthum.
Moses hatte das Königthum vorgesehen und sein Gesetz enthielt
die Bestimmung, daß der König von Gott berufen und aus der Mitte
der Brüder sein müßte. „Er soll das Gesetz lesen sein Leben lang, da-
mit er Jehova, seinen Gott, fürchte und nach den Worten des Gesetzes
thue; daß sein Herz sich nicht erhebe über seinen Bruder, und daß er
nicht abweiche von dem Gebote, weder zur Rechten noch zur Linken.“
Samuel aber sah voraus, welches Unheil das mißbrauchte Königthum
über das Volk bringen würde; er sah mit Trauer, wie das Volk von
einem Könige mehr hoffte als von Gott, Der es doch noch jedesmal
gerettet hatte, wenn es Ihm treu diente. Darum redete er ernst zum
Volke und zeigte ihm alle die Gefahren, welche das Königthum bringen
mußte, sobald der König zum Despoten wurde und Jerael beherrschte,
wie die morgenländischen Sultane mit anderen Völkern Asiens thaten.
„Der König wird eure Söhne nehmen, sprach er, und sie auf seine
Wagen setzen und sie zu seinen Reitern machen und zu Läufern vor
seinen Wagenz er wird sie setzen zu seinen Hauptleuten über tausend
und hundert, und zu Ackerleuten seiner Felder und zu Schnittern seiner
Saaten und zu Schmieden für seine Waffen und Wagen. Und eure
Töchter wird er zu seinen Salbenmischerinen und Köchinen und Bäcke-
rinen machen. Eure Felder und Weinberge und Oelgärten, die besten,
wird er nehmen und seinen Knechten geben, und auch eure Knechte und
Mägde wird er nehmen und zu seinen Geschäften gebrauchen. Cure
Heervden wird er zehnten, und ihr werdet seine Knechte sein. An dem
Tage werdet ihr schreien über euren König, den ihr euch erwählt habt,
aber der Herr wird euch nicht erhören an jenem Tage.“ Das Volk aber
sprach: „Es soll ein König über uns sein und auch wir wollen sein wie
alle Völker, und unser König soll uns richten und vor uns ausziehen
und unsere Kriege führen für uns.“