56 Die ältesten Völker bis zur Grändung der Persermonarchie.
Saul (1101—1061).
Samuel salbte den Saul, den größten und schönsten Mann im
ganzen Volke, zum König und dieser besiegte in glücklichen Schlachten
die Feinde Israels. Allein sein Glück machte ihn stolz und er durch-
brach die Schranken des Gesetzes; Samuel salbte nun auf höhere Mah-
nung den Heldenjüngling David. Von Saul aber wich die Gnade;
finstere Schwermuth lag auf seiner Seele und er sann auf das Verder-
ben Davids, der durch eine Heldenthat sein Schwiegersohn geworden.
Sein edler Sohn Jonathan dagegen blieb Davids treuer Freund, bis
er den Tod in der Schlacht auf Gilboa gegen die Philister fand; Saul
wollte die Niederlage seines Volkes nicht überleben und ftürzte sich in
sein Schwert. David besang in einem Trauerliede den Fall der Helden
und rächte ihn durch seine Waffen.
David (1061—1022).
Nach Sauls Tode erkannte der Stamm Juda, aus welchem David
entsprossen war, diesen seinen berühmten Sohn als König an und hul-
digte ihm zu Hebron; die anderen Stämme aber, an ihrer Spitze der
starke Ephraim, dem Saul angehörte, hielten zu dem Hause des gefalle-
nen Königs, bis dessen Sohn Isboseth durch Meuterei umkam. Nun
wurde David von allen Stämmen anerkannt; sie huldigten ihm zu Je-
rusalem, welches er den Jebusitern abgenommen hatte und zur Königs-
stadt erbob. Er besiegte in blutigen Kriegen die vielnamigen Feinde
Israels, die kleinen wie die großen, und erweiterte seine Herrschaft im
Süden bis an den älanitischen Meerbusen und die ägyptische Gränze bei
Rhinocolura; am mittelländischen Meere hatte er die Philistäer beinahe
vernichtet, Tyrus und Sidon zahlten unter dem Namen von Geschenken
Tribut. Kölespyrien (d. h. hohles Sprien, zwischen dem Libanon und
Antilibanon), Damaskus, die Perle Vorderasiens, Syrien bis an den
Euphrat bei Thapsakus (Thipsach) und Circesium (Charchemisch), den
Stapelplätzen des babylonischen Handels, unterwarf er seinem Scepter
in den Kriegen mit Hadadeser, dem Könige von Zoba-Sprien (dem
nesibenischen). Nie war Jesrael so mächtig und kriegerisch als unter
David, wo ein Feldzug auf den anderen und ein Sieg auf den anderen
folgte, Jünglinge und Männer aus dem Feldlager stolz auf das be-
queme Leben der Daheimgebliebenen sahen, und über den Siegesliedern,
mit welchen die Heimkehrenden von den Chören der Jungfrauen begrüßt
wurden, den Jubel des Laubhüttenfestes vergaßen.
David theilte die ganze streitbare Mannschaft in 12 Schaaren, jede
zu 24,000 Mann, von denen eine nach der anderen, monatweise abwech-
selnd, kampfbereit in Jerusalem lag, welches der König mit scharfem
Blicke zum Mittelpunkte seines Kriegswesens erhoben hatte; denn Jeru-