Saul. David. 57
salem ist noch heut zu Tage der militärisch wichtigste Punkt des Landes,
ohne welchen Palästina nicht behauptet werden kann. Unter David zählte
Israel demnach eine Landwehr von 288,000 Mann, welche für jeden
Monat 24,000 Mann in die Hauptstadt schickte, wo sich dieselben unter
den Augen des Königs durch seine kriegserfahrenen Hauptleute im
Waffendienste übten und an strengen Gehorsam und Kriegszucht gewöhn-
ten. Reiterei hatte David keine; denn die Pferdezucht war in dem
bergigen Palästina nicht zu Hause und ohnehin durch die Vertheilung
des Landes in die vielen Grundstücke, von denen jedes in der Regel
eine zahlreiche Familie zu ernähren hatte, fast unmöglich gemacht. Da-
gegen war unter dem Fußvolke die Anzahl der Bogenschützen und Schleu-
derer ziemlich stark und bei einem Kriege in dem durchschnittenen Pa-
lästina von vorzüglichem Nutzen. Das schwerbewaffnete Fußvolk führte
einen starken Speer oder einen Wurfspieß, der aus der Hand gebraucht
oder geschleudert wurde, ein Schwert, oft zweischneidig, also gerade;
Schutzwaffen waren: Helm, Schild, Panzer, Schienen. Davids Kriegs-
verfassung gehört gewiß zu den vollkommensten aller Zeiten; sie war
Landwehr (die Kriegspflicht dauerte nach dem mosaischen Gesetze vom
zwanzigsten bis fünfzigsten Jahre) und verlieh derselben durch die mo-
natliche Einberufung von 24,000 Mann die Uebung und Zucht eines
stehenden Heeres. Ohne Zweifel wurde die Mannschaft im Dienste aus
dem königlichen Schatze unterhalten, und dazu fand David die Mittel
in dem Tribute, welchen die unterworfenen Völker entrichteten, in den
Krongütern und in den Abgaben, welche das Volk entrichtete. Durch
diesen König wurde Jerusalem aber auch zum Mittelpunkt des religiösen
Lebens der Nation. Er ließ die Stistshütte mit der Bundeslade auf
den Berg Moriah bringen, wo einst Abraham das Opfer des Gehorsams
gebracht und die Verheißung empfangen hatte. Da weilte nun der Hohe-
priester mit der ganzen Priesterschaft; 4000 Leviten waren fortwährend
im Dienste des Heiligthums; sie lösten einander ab und kamen von den
Städten des Landes, in welche sie vertheilt waren, wie sie die Reihe
traf, nach Jerusalem, ähnlich wie die Kriegsleute zum Dienste des Kö-
nigs abwechselnd nach Jerusalem zogen. An den Hauptfesten strömte
das wallfahrende Volk zusammen, brachte seine Gebete und Opfer dar
md'begeisterte sich an der Herrlichkeit des Gottesdienstes, wie derselbe
unter David aufgerichtet wurde. Zahlreiche Chöre der Priester und Le-
viten sangen die Psalmen, und andere, der Musik kundig, begleiteten sie
mit Saiten- und Blasinstrumenten. David, der königliche und mächtige
Kriegsherr, weihte Saitenspiel und Gesang, mit denen er einst als
Jüngling Sauls Schwermuth gemildert und des Königs und seines
Jugendfreundes Jonathan unglücklichen Tod betrauert hatte, dem Lobe
Jehovas und sang die herrlichen Pfalmen, welche nun bald dreitausend