64 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
vier Jahre nach Nebukadnezars Einfalle hielt sich Jojakim wieder zu
Aegypten, wurde aber durch die Bundesgenossen Nebukadnezars, die
Ammoniter, Moabiter und arabische Stämme gestürzt. Sein Nachfolger
Jojachin siel gleichfalls ab und brachte eine schwere Strafe über sich und
sein Volk; er und alle Vornehmen und die meisten Kriegsleute wurden
nach Babylon abgeführt (599). Nichtsdestoweniger schloß sich Zedekia
nochmals an die Aegypptier an; nun kam Nebukadnezar abermals mit
Heeresmacht, schloß Jerusalem ein und bezwang es nach anderthalbjäh-
riger Belagerung durch Hunger (588). Zedekia hatte zu entfliehen ver-
sucht, er wurde aber eingeholt und mußte zusehen, wie seine Kinder bin-
gerichtet wurden; dann stach man ihm die Augen aus und schickte den
Geblendeten mit Ketten beladen nach Babylon. Auch das Volk mußte
seiner Mehrzahl nach in die Ebenen Mesopotamiens wandern, nachdem
Jerusalem und der Tempel zerstört und ausgeraubt waren. Dies Schick-
sal hatte Juda, weil es nicht treu geblieben war, sondern vielfach seinen
Hort verlassen hatte. Es fiel gewarnt wie Israelz denn in Juda er-
standen Propheten und verkündeten dem König und dem Volke Gottes
Strafgerichte für seine Abtrünnigkeit, so Jesaias und Jeremias, welch'
letzterer den Untergang der Stadt und des Tempels mit ansehen mußte.
Umsonst mahnten die Propheten die Könige von ihrer heidnischen Politik
ab, welche durch Hinterlist und Verrath mehr auszurichten glaubte als
durch die Wahrheit, und Aegypten gegen Babylon und Babylon gegen
Aegppten brauchen wollte, aber nichts erlangte, als daß Juda von beiden
zertreten wurde. Volk und König hörten nicht auf Gottes Stimme und
gingen ihren eigenen Weg, verfolgten die Propheten und tödteten sie;
sie erlitten aber dafür ein um so herberes und auffallenderes Geschick,
weil sie das von Gott auserwählte Volk waren, bestimmt, den übrigen
Völkern eine Leuchte zu sein.
Die Zei## des dadylonischen Erils (604— 534).
So viel Unglück brach die Verstocktheit der Juden. An den Flüssen
Babylons gedachten sie der heimathlichen Berge und Thäler, ihrer Wein-
berge und edlen Fruchtbäume, des Aerntejubels, der Sabathruhe, des
Festglanzes in Jerusalem, so lange dort ein frommes und freies Volk
gebetet hatte — und nun alles verloren: Heimath, Tempel, Freiheit und
Ehre, zum Spotte der Heiden geworden und zum Spielzeuge ihrer Grau-
samkeit! Und alles dies war über das Volk gekommen, weil es seinen
Gott verlassen hatte und die Stimme der Propheten nicht hören wollte,
durch die es der Herr warnte und bedrohte. Jetzt endlich erkannten
die Juden die eigene Verschuldung und sangen die Klagelieder des Je-
remias, den sie, als Jerusalem noch stand, für seinen Schmerz verfolgt
hatten. Mit der Reue erwachte auch die Hoffnung wieder; dean schon