Kyrus stiftet das Reich der Perser. 65
Jesaias hatte verkündet und mit ihm andere Propheten nach ihm, daß
der Herr sein Bolk nicht für #mmer verlassen, sondern es wieder an-
nehmen wolle, sobald es sich zu Ihm wende. Gott erweckte auch in dem
verbannten Volke neue Propheten, unter ihnen Daniel und Ezechiel, durch
welche er die alten Verheißungen erneuerte und versprach, daß er den
Uebermuth der Chaldäer strafen werde, welchen sie an dem kleinen Jnda
verübt hatten. Und wenn die Tage erfüllt seien, so werde aus dem
Stamme Davids ein König hervorgehen, der ein neues Jerusalem grün-
den, über alle Völker gebieten und sie zu einem großen Reiche des Frie-
dens vereinigen werde. Dann sei der Bund, den Jehova mit den
Bätern geschlossen, vollendet und die ganze Menschheit als ein großes
Israel zur Gnade und zum Heile berufen. Geläutert und getröstet
harrren die Verbannten der Zeit, wo sie vom Euphrat nach dem Hei-
mathlande geführt würden, wie vordem die Väter vom Nile. Es ver-
gingen zehn Jahreswochen, wie Daniel geweissagt hatte, da erhob sich
das Volk „in den Bergen“ und stürzte unter dem Perser Kyrus die
Herschaft der stolzen Babel.
Zweites Buch.
Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
W
Erstes Kapitel.
Kyrns stiftet das Reich der Perser (559 v. Chr.).
Seit Arbakes von Assprien abgefallen und sein Sohn Dejokes zu
Ekbatana (um 710 v. Chr.) seinen Herrschersitz errichtet hatte, war
Medien ein eigenes Reich und nahm an den Kämpfen des inneren Astiens
lebhaften Antheil. Um 656 unterwarf Phraortes das Perserland, das
an Größe ungefähr dem heutigen Ungarn gleich und von sehr verschie-
dener Beschaffenheit ist, zum Theil gebirgig mit fruchtbaren Thälern und
Ebenen, abwechselnd mit Steppen und Wüsten. Das Perservolk war in
zehn Stämme getheilt, von denen die einen (vier) Viehzucht treibende
Nomaden, andere (drei) Ackerbauer, die (drei) übrigen die Kriegerstämme
waren. Letztere galten als die edelsten; unter ihnen behauptete der
Bumüller, Gesch. b. Alterth. 5