Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Pelasger. 79 
Pelasger. 
Als die frühesten Bewohner Griechenlands werden die Pelasger 
genannt, Bewohner der Ebenen, wie man den Namen deutet. Das 
gleiche Volk hat auch in Thrakien, Kleinasien, auf Kreta und anderen 
Juseln gehaust, so wie es ebenfalls von Griechenland nach Italien 
hinüberwanderte. (Man pflegt daher das arische oder japhetitische Ur- 
volk, aus dem die griechischen und italischen Völker hervorgingen, das 
pelasgische zu nennen: nach dieser Auffassung versteht man unter der 
pelasgischen Zeit Griechenlands dessen Urzeit.) Seine Geschichte ist in 
undurchdringliches Dunkel gehülltz so viel bleibt jedoch gewiß, daß zwi- 
schen Kleinasien und Griechenland in der vorgeschichtlichen Zeit förmliche 
Völkerwanderungen stattfanden, deren Brücke wahrscheinlich der Helles- 
pont war. Herodot weiß von einem solchen Zuge, der lange vor dem 
trojanischen Kriege stattfand; Teukrer und Myser sollen in ungeheurer 
Menge Thrakien überschwemmt und bis an den Peneus, zur alten 
Gränze, vorgedrungen sein; hingegen leiten die Phryger, Bithyner, 
Mariandyner und Mygdonier, bekannte Völker Kleinasiens, ihren Ur- 
sprung aus Thrakien ab. Vielleicht, daß die Pelasger und die alten 
Thrakier (die der historischen Zeit erscheinen als rohe Krieger) Glieder 
eines Volkes waren, welches aus Asien über den Hellespont, die Inseln 
des ägeischen Meeres, das griechische Festland bis Italien wanderte; 
denn die alten Thrakier (die mythischen Namen Orpheus, Thampris, 
Abaris u. s. w.) wie die Pelasger erscheinen als Vertreter einer Kultur, 
welcher wieder ein kurzes Zeitalter der Barbarei folgt, indem kriegerische 
Stämme das Land erobern, sich jedoch dem Einfluß der unterworfenen 
aber gebildeteren Bevölkerung nicht entziehen können. Die Pelasger 
waren ein ackerbauendes Volk, das in Städten wohnte, weil in jener 
alten Zeit die Menschen nur innerhalb fester Mauern ihr Eigenthum 
sichern konnten, wie zur Zeit der Ungarnzüge und des mittelalterlichen 
Faustrechts auch in unseren deutschen Städten die ersten Bürger Acker- 
bauer waren. Die pelasgischen Städte waren mit Riesenmauern um- 
geben; diese bestanden aus eigentlichen Felsstücken, oft 10 bis 16 Fuß 
lang und 3 bis 6 Fuß dick, welche man polygonisch und wohl auch qua- 
dratisch behieb, ohne Mörtel in einander fügte oder höchstens mit eisernen 
Klammern verband. Solche Mauern werden kpklopische genanut, und 
die meisten derselben haben unzerstörbar bis auf diesen Tag gedauert; 
man sieht deren in Griechenland, Italien und selbst in der afrikanischen 
Kyrenaika; die Burg einer pelasgischen Stadt hieß Larissa. Die Pelas- 
ger hatten Priesterkönige und einen ausgebildeten Götterkult, welcher sich 
is den Mpsterien von Samothrake und Eleusis bis in die ersten Jahr- 
hunderte des Christenthums erhielt und von erblichen Priesterfamilien
	        
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