84 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asten.
Die Argonautenfahrt.
Die ersten Helden sind bei allen Völkern Göttersöhne oder Götter
selbst, wenn das Verständniß ihrer Namen und Mythen bei dem Volle
verloren gegangen ist. So erscheint bei den Hellenen zuerst die soge-
nannte Argonautenfahrt, ein Abenteuer, zu welchem sie alle Namen
vereinigten, welche aus der vorgeschichtlichen Zeit sich erhalten haben.
Der Held Jason fährt aus dem thessalischen Jolkos nach Aea, um dort
das goldene Vließ des Widders zu holen, auf welchem einst Phrirus
mit seiner Schwester Helle über den Hellespont (Meer der Helle) ge-
schwommen. Das Vließ ist von einem feuerspeienden Drachen bewacht,
wird aber dennoch von Jason mit Hilfe der Zauberin Medea gewonnen,
und glücklich kehrt er, nachdem er den Ocean durchschifft, durch den
Strom Eridanus in die Heimath zurück. In der alten Sage umfährt
also Jason die Erde; in der Bearbeitung der späteren Zeit, wo den
Griechen das schwarze Meer bekannt war, konnte er nicht mehr durch
den Hellespont und das schwarze Meer in den Ocean gelangen, darum
mußte Aea zum Kolchis am Phasisstrome werden und Jason daselbst
landen, wo ein eigenthümliches Volk ansäßig war, von dessen Herkunft
und Geschichte uns aber nichts Näheres bekannt ist. Ohne Zweifel ist
die Argonautenfahrt ein uralter Mythos und Jason ein Gott, der Frucht-
barkeit gibt. Bei den Hellenen ist aber der Göttermythos zur Helden-
sage, nach späterer prosaischer Deutung zu einem Kriegszuge, zuletzt zu
einer nüchternen Handelserpedition und Jason zu einer Art Vasko de
Gama geworden.
Herakles.
Ein ähnliches Schicksal hatte der dorische Held Herakles (Herkules),
nach dem Mpthos der Sohn des Donnergottes Zeus und der Königin
Alkmene. Er bestand Kämpfe mit tprannischen Herrschern, mit Bäse-
wichtern und Ungeheuern, immer ssegreich durch seine gewaltige Kraft
und den Beistand des Zeus, bis er der Hinterlist erlag, indem ihn sein
Weib Dejanira durch ein Gewand vergiftete. Da bestieg er einen Holz-
stoß auf dem Oeta und wurde aus den Flammen in den Kreis der
olympischen Götter ausgenommen. Der hellenische Mpthos von Herakles
ist durch die Beimischung fremden, namentlich phönikischen Elementes, so
getrübt, daß. sich durchaus nicht unterscheiden läßt, was daran einem
bellenischen Stammeshelden, was dem hellenischen siegreichen Sonnen-
gotte und was den fremden Sonnenkulten angehört.
Theseus.
Die Jonier in Attika ehrten den Theseus, nach dem Mythos ein
Zeitgenosse und Freund des Herakles und demselben in seinen Kämpfen