Otto UI. Heinrich II., der Heilige. 131
Krescentius, ließ diesen und andere Seinesgleichen enthaupten und dem
Gegenpapst, der sich Johann XVI. nannte, Nase und Ohren abschneiden.
Von jetzt an blieb Otto fast immer in Italien; seine italienische Groß-
mutter Adelheid, seine griechische Mutter Theophano und der gelehrte
Mönch Gerbert (später Papst Sylvester II.) hatten ihm eine so auslän-
dische Erziehung gegeben, daß er Deutschland gering achtete und Italien
vorzog. Er ging ernsthaft mit dem Gedanken um, Rom zur Haupt-
und Restdenzstadt zu machen und Deutschland von Italien aus zu re-
gieren, ein Beweis, daß er sein Volk so wenig kannte als die Italiener
und seine gerühmte Bildung nichts anderes war als geistreiche Phan-
tasterei, die einen Regenten zu seinem ernsten und schweren Geschäfte
untauglich macht. Er starb aber schon 1002, in seinem zweiundzwanzig-
sten Jahre, in dem Kastell Paterno, wie man glaubte, von der Wittwe
des Krescentius vergiftet.
Unter ihm hatte die Erwartung auf das Jahr 1000 nach Christus
die meisten Gemüther in Angst versetzt, weil man allgemein glaubte, die
Welt gehe mit diesem Jahre unter; da gab es viel Reue und Buße
und noch mehr Freude, als das Jahr ohne die gefürchtete Katastrophe
ablief. Bei Ottos III. Tode herrschte in Deutschland und Ztalien voll-
ständige Anarchie, im Norden drohte die Macht des Dänen Sueno, im
Nordosten Polen, Böhmen hatte sich losgesagt, die Slaven östlich von
der Elbe waren im Aufstande und zerstörten die neugegründeten Bis-
thümer.
Heinrich II. (1002—1024), der Heilige.
Unruhen in Deutschland und Italien. Krieg gegen die Slaven.
Ottos III. Vetter Heinrich II., aus der baperischen Linie des Königs-
hauses, hatte während seiner 22jährigen Regierung fast immer damit
zu thun, die Feinde des Reichs, die Empörung der Slaven und die
immer neu ausbrechenden Unruhen in Deutschland und Jtalien nieder-
zuschlagen. Den deutschen Thron machte ihm anfangs Herzog Her-
mann II. von Schwaben streitig, der Straßburg, dessen Bischof ihn
verlassen hatte, erstürmte und zerstörte; doch fand Hermann für gut,
sich 1004 in Bruchsal zu unterwerfen.
In Italien hatte sich der Markgraf Arduin von Jvrea zum Könige
der Lombardei aufgeworfen. Heinrich besiegte ihn und ließ sich in Pavia
krönen; aber in der Nacht entstand ein furchtbarer Aufruhr und nur die
unerschütterliche Tapferkeit der Deutschen rettete dem Könige in dem
brennenden Pavia das Leben. Er strafte strenge, sowie auch die Römer
seinen Arm empfinden mußten, als sie nach gewohnter Weise verfuhren
(1014).
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