Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

168 Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
Krleg gegen die lombardischen Städte (1155). 
Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien 
Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger 
Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein- 
rich III. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden 
Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend 
zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städe 
wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten 
die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Inder 
zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, 
behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. 
Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge- 
zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders 
hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi- 
schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho- 
beitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, 
so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren 
Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, 
der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent- 
faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch- 
tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona, 
Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Paduag und andere 
waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be- 
wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, 
wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trog 
bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavie, 
als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und 
reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren 
Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber- 
muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai- 
land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er 
zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai- 
serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. 
Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmer, weil 
sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die 
Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die dombarden 
für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. 
Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157). 
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- 
trir, die Erbtochter des Grafen Rapnald von Burgund, und vermehrte
	        
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