Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

22 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. 
fürchtete Krieger zu Wasser und zu Land, deren Raubschiffe unter den 
letzten römischen Kaisern Britannien und Gallien heimsuchten. Wir 
kennen sie bereits als die Eroberer eines Theils von Biitannien und 
werden sie später noch einmal mächtig gegen die Franken für ihre na- 
tionale Unabhängigkeit und Religion kämpfen sehen. 
Bweites Kapitel. 
Die Einrichtung der neuen Reiche. 
Die Stände. 
Bei jedem deutschen Stamme findet sich eine herrschende und freie, 
sowie eine dienende und unfreie Klasse. Die Herren (aus Hehiro, einer 
Komparativform, die auch im Adjektiv „hehr“ erhalten ist; der Herr 
hieß auch Froho, daher Frohnaltar, Frohnleichnam, die Herrin Froha, 
d. h. Frau) waren entweder Adelige (von Adal, d. h. Ursprung, Ge- 
schlecht, mit dem Merkmal des Vorzugs) oder gewöhnliche Freie. 
Zu dem Adel gehörten die Könige, Herzoge und Grafen, insofern 
diese Würden immer von Männern alter Abstammung begleitet wurden, 
auch bei denjenigen germanischen Stämmen, wo die Volksgemeinde noch 
unbeschränktes Wahlrecht ausübte. Die Adeligen besaßen auch die größ- 
ten Hofgüter als freies Eigenthum (Allod), die gemeinen Freien weniger 
große (30—60 Morgen Ackerlands, ohne Wald und Weide, scheint bei 
den meisten Stämmen das Maß gewesen zu sein, das einem gemeinen 
Freien bei der Besitznahme eines Landes als Eigenthum zugeschieden 
wurde). 
Die Dienstbarkeit hatte verschiedene Abstufungen, von den Liten 
und Hörigen, welche auf einem zinsbaren Gute saßen und zum Kriegs- 
dienste verpflichtet waren, bis zu den Leibeigenen, welche mit ihrem 
Leibe dem Herrn gehörten und ihre Dienstbarkeit auf ihre Kinder ver- 
erbten. Die Leibeigenen wohnten theils um den Herrenhof und dienten 
als eigentliches Gesinde, auch als Handwerker u. dgl., oder ihr Herr 
wies ihnen ein Stück Land an, gab ihnen Haus, Vieh und Ackerwerk- 
zeug, wofür sie ihm einen Theil von dem Ertrage des Ackers, der Wiese 
und des Stalles, auch Wolle und Gewebe abgaben. Andere hüteten 
das Vieh auf den herrschaftlichen Weiden, machten Käse und Butter 
(Sennen); noch Andere trieben Handwerke und lieferten in das Herren- 
haus z. B. hölzernes und irdenes Geschirr, Ackerwerkzeuge 2c. Je 
mehr ein Herr Land hatte, desto mehr konnte er auch durch Leibeigene 
anbauen lassen und um so reicher war er. Die Freilassung eines
	        
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