Spanien. Christoph Kolon. 329
Ausdauer trug aber den Sieg davon. Der letzte Fürst, Abdallah el Za-
quir, mußte die Stadt und den Palast Alhambra übergeben. Er selbst
ging nach Afrika, weil er nicht unter spanischer Herrschaft leben wollte;
den andern Mauren wurde der Besitz ihres Gutes und Glaubensfreiheit
zugesichert.
Vertreibung der Juden und Moriskos (1492—1609).
Aber noch in demselben Jahre erregte der Haß gegen die Missio-
näre und den großen Timenes (Beichtvater der Königin und Kardinal)
einen gefährlichen Aufstand und nach dessen rascher Bewältigung wurde
den Mauren nur die Wahl zwischen Taufe und Auswanderung gelassen.
Viele wanderten nach Afrika, deren Nachkommen die Schlüssel ihrer ehe-
maligen Häuser in Spanien bis heute aufbewahren, sehr viele aber
ließen sich taufen, wurden jedoch nur zum Scheine Christen und hingen
dem Islam im Herzen an. Ein ähnliches Schicksal hatte 1492 die Ju-
den getroffen; sie erhielten den Befehl Spanien zu verlassen, wenn sie
nicht Chrissen würden. Ueber 100,000 Juden wanderten mit ihrem be-
weglichen Vermögen aus, das sie aber nicht in edlen Metallen, sondern
nur in Waaren oder Wechseln mitnehmen durften. Auch die Juden
waren Spanien gefährlich; schon die Eroberung durch Tarik und Musa
hatten sie unterstützt, und als der Kampf zwischen Christenthum und
Islam so manches Jahrhundert auf der Halbinsel fortwährte, standen
die Juden fast durchgängig auf der Seite der Mohammedaner und wa-
ren um so gefährlicher, als sie sehr zahlreich und im Besitze großer
Geldmittel waren. Von den Juden zogen Tausende es ebenfalls vor
zum Scheine Christen zu werden, und diesen getauften Juden und den
getauften Mohammedanern spürte die Inquisition sehr eifrig nach, nicht
allein des Glaubens wegen, sondern auch weil sie allen Feinden Spa-
niens in die Hände arbeiteten und besonders mit den Moslemin des
benachbarten Afrika in Verbindung blieben. Unter Philipp II. empörten
sich im Jahre 1568 die Moriskos (die Nachkommen der Mauren), als
sie sich spanisch kleiden und spanisch sprechen sollten und bei dieser Ge-
legenheit zeigte es sich, welche Masse geheimer Mohammedaner noch in
Spanien war; 1609 wurden sie aus Spanien vollends vertrieben, da
sie erwiesenermaßen größtentheils den Islam noch im Herzen trugen
und mit der gleichen Hartnäckigkeit wie die Juden auf den Messias auf
die triumphierende Wiederkehr des Halbmondes rechneten.
Christoph Kolon entdecht Amerika (12. Ohtober 1492).
Die Entdeckungen der Portugiesen und ihr langes Suchen nach
dem ostindischen Seewege brachte den genialen genuesischen Scemann
Chr. Kolombo (spanisch Kolon, latinisiert Kolumbus) auf den Gedan-